Auf dem Rückweg klingelte ich noch bei Dr. Heßler.
Zunächst widerwillig ließ er mich dann doch kurz herein.
„Soll ich wieder gehen? Wenn ich störe dann …“
„Es ist nicht weil du störst, es …“ Heßler gähnte und rieb sich die Augen. „Ein bisschen Ablenkung wird mir gut tun. Wenn ich noch mehr lese, werde ich noch verrückt.“
„Wegen dem …“
„Ja, wegen dem. Bitte sprich von etwas anderem.“
„Willst du vielleicht Augentropfen? Ich hab welche aus der Apotheke.“
„Gar keine so üble Idee.“
Während ich Heßler eine Packung mit kleinen Plastikampulle reichte, schilderte ich ihm die Sache mit Lukas und den zwei Schulen, und er nickte anerkennend.
„Was dazu passt, ist das Doppelspaltexperiment. Bist du damit vertraut?“
„Es geht vermutlich nicht um Schmerztabletten?“
„Wenn du so weiter sprichst, dann brauch ich eine. Nein. Um Interferenzmuster bei einem Laser, oder genauer: um das Welle- Teilchen Problem von Materie. Dieser Lukas war als Welle gleichzeitig in beiden Schulen, weil von den Lehrern bei euch keiner hingesehen hat, um ihn zum Teilchen zu machen.“
„Aha.“
Heßler seufzte. „Können wir es bitte dabei belassen?“, bat er flehend und ich nickte.
Es hat niemand hingesehen. Ehrlich gesagt genügte mir das schon als Antwort. Denn ich fühlte, dass es stimmte. „Ich hätte da übrigens noch eine Bitte, es geht um eine Kassette …“
„Johann, ich habe im Augenblick wirklich den Kopf mit anderen Sachen …“
„Nein, nein“, sagte ich. „Ich wollte dich fragen, ob ich bei dir eine Kassette für jemanden aufnehmen darf.“
„Bei mir?“ Heßler blinzelte irritiert. Kann aber auch von den Tropfen gewesen sein, die er sich einen Moment zuvor in die Augen verabreicht hatte.
„Einige der Lieder, die ich gerne aufnehmen würde habe ich gar nicht selber, weil ich sie nur von dir kenne. Und da du nie Titel aufschreibst …“ Ich zog die Schultern und Augenbrauen nach oben, drehte die Handflächen um, als hielte ich ein Tablett und lächelte frech.