08.05.20

Heßler hat uns heute morgen noch zusammen mit der Frühschicht über die Symptome vom Kawasaki Syndrom aufgeklärt. Also eigentlich über das Pädiatrische Inflammatorische Multisystem- Syndrom, kurz PIMS, das aber an Kawasaki erinnere. Eine Entzündung, von der meist Blutgefäße betroffen sind, und was womöglich von Covid ausgelöst werden könnte. Daten aus der Lombardei und New York ähneln einander, sie haben deutlich höhere Fallzahlen als sonst und es sind schon die ersten Kinder daran gestorben. Wir sollen die Augen offen halten, auch bei Hautausschlägen.
Und wir schicken unsere Kinder gerade wieder in die Schule. Das ist ein einziger Albtraum.
Gestern hat sich ein Kind im Schlaf eingenäßt. Schwester Anita und ich haben dann das Bett frisch bezogen, und das Mädchen dann auf’s Töpfchen gesetzt, damit es lernt, „wie man das richtig macht“. Es hat dann brav gepullert, wir haben es gelobt, beim runterheben das volle Töpfchen umgestoßen und das Bett gleich noch einmal bezogen. Das Kind wird auf ewig eine zufriedene Bettnässerin bleiben, und wir sind dran schuld. Das ist Freiheit.

Mich wundert, dass der Drosten nicht beliebter ist. Das kann nur von Leuten kommen, die ihm nie zugehört haben. Allein sein Hang dazu Dinge aus der Virologie mit Auto-Analogien zu erklären, könnte nicht besser für den Durchschnittsdeutschen geeignet sein. Das kann doch wirklich jeder Nachvollziehen. Wann hört man schon von Rostlauben, wenn es um Tests und Labore geht?
Wir müssten es mal versuchen den Deutschen den Klimawandel auch mit Autometaphern zu erklären. Wenn der Kühler kocht, hilft dir auch keine dreispurige Autobahn – etwas in der Art. Wir fahren mit durchschnittenen Bremsschläuchen bergab, auf eine Klippe zu. Oder wie im Stau stehen, alle lassen den Motor laufen, und die Klimaanlage hört auf zu funktionieren. Nein, das ist alles unbefriedigend. Das Auto muss mehr sein wie der Planet. Also sitzen wir alle im Bus, und schon sind die mit eigenem Wagen überfordert. Wobei, in der Schule sind alle mal in einem Bus gesessen. Das geht schon. Und den Bus machen wir kaputt. Was wir auch in der Schule gemacht haben, und es hat Spaß gemacht … verdammt. Ist es das? Wir haben zu viel Spaß an sinnloser Zerstörung. Selbst dann, wenn wir im gleichen Boot sitzen: Es ist imm einer dabei, der den Stöpsel zieht – und alle saufen ab.

Walentyna klärte mich darüber auf, dass die Präsidentschaftswahl in Polen jetzt doch verschoben worden sei, und nicht wie kurzfristig angesetzt als Briefwahl abgehalten werde – wogegen sich die PiS bislang bisher gesträubt hätte, dann aber dafür war, ehe ihnen die Wähler an dem Virus wegsterben, oder weil die Umfragen sie gerade vorn sahen, oder was weiß ich.

„Tag der Befreiung“ jährt sich zum 75. Mal. Feiertag? Ja, unbedingt. Offensichtlich kann man noch immer nicht oft genug darüber reden. Eigentlich wäre die Zeit gerade reif für eine neue Befreiung.

© Jens Prausnitz 2023

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