22.03.20 / 1.948

Ab heute liegt alles für 14 Tage lahm. Alle? Nein, natürlich nicht. Pflegende müssen weiter ran.
Die Straßen sind wie leergefegt. Wie in einem Horrorfilm. Surreal. Auf dem Weg zur Arbeit habe ich paradoxerweise so etwas wie Atemnot, dabei bin ich nirgendwo so sicher, wie draußen. Aber eben auch allein. Die wenigen Menschen, denen man begegnet sind so verunsichert in sich versunken, wie ich selber. Man wendet den Blick ab, wenn sie einen ansehen, dabei stellt man sich vermutlich gerade die gleiche Frage: Wieso bist du draußen?
Was mache ich eigentlich, wenn ich in eine Polizeikontrolle gerate? Gibt es überhaupt welche? Habe noch keine Streife gesehen.

Da sich bei uns keine Patientenexplosion abzeichnet, spenden wir unser knappes Material an andere Kliniken, die es dringender brauchen. Wir behalten uns nur eine Notreserve und sparen so gut wir können.
War noch unruhiger auf dem Nachhauseweg, als gestern auf dem Hinweg. Als würde es mich schütteln. Restaurants, Kinos, Schulen und Kitas. Alles zu. Habe die Stadt noch nie so leise erlebt. Man könnte mit dem Fahrrad zur Klinik fahren, mitten auf der Straße.

Die Bundeskanzlerin begibt sich in Quarantäne, weil bei ihrem Arzt eine Infektion nachgewiesen wurde. Läuft ja prima.
Habe mir Essen bestellt. Beim Chinesen. Nicht weil ich besondere Lust aus asiatisch hätte, sondern aus Solidarität.

Kein Auge zugetan. Und trotzdem wieder zur Arbeit.

© Jens Prausnitz 2023

Schreibe einen Kommentar

Schön, dass Sie kommentieren wollen, herzlich Willkommen! Vorher müssen Sie allerdings noch der Datenschutzerklärung zustimmen, sonst geht da nix. Danach speichert die Webseite Ihren Namen (muss gar nicht der sein, der in Ihrem Ausweis steht), Ihre E-Mail Adresse (egal ob echt oder erfunden), sowie Ihre IP-Adresse (egal ob echt oder verschleiert - ich hab keine Ahnung, ob Sie von Zuhause oder aus einem Internet-Café schreiben). Anders ist es mir nicht möglich zu gewährleisten, dass Sie hier kommentieren können, worüber ich mich sehr freue - denn es ist sehr frustrierend mit den mich sonst erreichenden, meist verwirrenden bis sinnfreien Werbebotschaften allein gelassen zu werden. Vielen Dank dafür, dass Sie da sind!

Noch ein kleiner Hinweis: Kommentieren Sie zum ersten Mal, erscheint Ihr Kommentar erst nach einer Prüfung des Inhalts, einzig um Spam von der Seite fern zu halten, in der Regel dauert das nicht länger als 24 Stunden - dabei handelt es sich nicht um Zensur, sondern um das limitierte Zeitfenster der berufstätigen Person hinter diesem Blog, die Ihnen den ganzen Krempel gratis zur Verfügung stellt. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit, und auf zur Checkbox.