09.06.20

Wollte mir ein Omelett zum Frühstück machen, hatte aber keine Eier mehr im Haus, also nochmal raus, ab zum einkaufen. Dabei war ich echt noch fertig von der letzten Nachschicht, aber ich hatte ja jetzt frei, also los.
Wie in Trance stiefelte ich durch die Reihen, an den summenden Kühlregalen vorbei, wo die Eier zwar gar nicht standen, aber ich wollte noch schnell die Brise beim Joghurt genießen, auch wenn das Licht dort in den Augen weh tat.
Ein Mann vor mir an der Supermarktkasse hat dann die Kassiererin angehustet, als die ihn auf seine fehlende Maske aufmerksam gemacht hatte. Was ist denn mit den Leuten los? Ich bin ihm auf den Parkplatz gefolgt, ohne zu wissen, was ich ihm hätte sagen wollen, außer dass er sich wie ein Arschloch verhalten habe. Aber als er seinen Einkaufswagen wegbrachte, habe ich ihm meine Eier an die Windschutzscheibe geklatscht. Alle, bis auf eins. Wenn mich jemand dabei erwischt hätte, hätte ich behauptet ein Papagei mit Vogelgrippe hätte sich dort erleichtert. Sollen sie mir doch das Gegenteil beweisen. Als ich dann aber das einladende Rund des Auspuffs sah, blieb ich noch einmal stehen. Jetzt musste ich unbedingt noch herausfinden, ob das vom Durchmesser überhaupt passen konnte. Selbstverständlich aus rein wissenschaftlichem Interesse. Tat es tatsächlich, wer sagt’s denn! Damit war mein Wissensdurst gestillt. Hungrig blieb ich da gerne, schließlich musste der Gerechtigkeit Genüge getan werden, was keinen Aufschub duldete.

Mit nüchternem Magen sitze ich jetzt im Stadtgarten auf einer Bank, genieße die Sonnenstrahlen und tippe mit zugekniffenen Augen direkt ins Tablet. Das ist ungewohnt, aber bei so viel Licht sehe ich nichts mehr, wenn es weiter als eine Armlänge von mir weg steht. Bei der Suche nach der idealen, oder wenigstens bequemeren Position merke ich, wie erstaunlich schnell es warm wird, dabei geht es gerade mal auf 10 Uhr zu. Vom nahen Kindergarten kommt das Geräusch ausgelassen spielender Quälgeister, und noch schöner wäre es nur, wenn sie hier herumtollen dürften. Aber dann fängt man sie vor Sonnenuntergang wahrscheinlich nicht wieder ein.
Ich frage mich, was man in der Schule, oder schon im Kindergarten lernen müsste, damit man kein Nazi wird? Gerechtigkeit, oder? Gleiches Recht für alle. Kein „wir gegen die“, sondern alle kriegen ein gleich großes Stück vom Kuchen. Ist es nicht sogar so, wenn man Geburtstage feiert? Auch das Geburtstagskind kriegt nicht mehr, als seine Gäste, und alle feiern zusammen. Na gut, nach der Feier wahrscheinlich schon, aber es hat ja nun wirklich jeder Geburtstag. Erst später lernen wir, dass nicht alle ihren Kuchen mit anderen Teilen, selbst wenn sie mehr haben, als sie selber je essen könnten. Im Kindergarten gibt es keine Noten, aber einen gelebten Kommunismus, oder nicht? Alle sind gleich, niemand kriegt eine Extrawurst.Wahrscheinlich gäbe es Leute, die jetzt schreien würden: „Aha! Da haben wir die Wurzel allen Übels! RAF-Kitas!“
Im Kindergarten war auch noch mehr Bewegung und Spiel. Schule ist dann schon fast nichts weiter mehr als sitzen, der Spaß an der Bewegung wird einem im Sportunterricht ausgetrieben. Danach ist man fit für den Bürojob, wo die einzige Bewegung der Weg zum Kaffeeautomat, der Kantine und zum Klo ist. Apropos, ich sollte mal so langsam los. Außerdem tut mir schon Hals weh, so krumm wie ich mich hier mache.

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