„Glückwunsch zu deinen Geschwistern und dem Neffen“, sagte ich zu Daniel. „Vielleicht willst du deiner Mutter bei der Gelegenheit auch noch etwas sagen? Bevor … nun ja, muss ich es wirklich …“
„Oh, richtig, du hast noch zwei weitere Enkel“, sagte Daniel brutal. „Zwillinge.“ Und an Connie gerichtet: „Cousin und Cousine für deinen Franz. Ist das nicht herzallerliebst?“
„Warum bist du denn so gehässig?“, fragte sie den Tränen nahe. „Ist irgendwie nicht mein Tag heute.“
„Wieso bist du damals weggelaufen und hast nie wieder was von dir hören lassen?“, fragte Frau Brant.
„Ich habe doch eine Postkarte geschickt. Was ich euch zu sagen hatte, hätte aber auf einer Briefmarke Platz gefunden.“
„Frau Speck …“, begann ich.
„Brant“, korrigierte Connie.
„Frau Brant, wussten sie eigentlich, dass Daniel schon vorher einmal abgehauen war?“
„Nein, wann?“, fragten Daniel und seine Mutter gleichzeitig.
„Ich meine im Sinne von ernsthaft darüber nachgedacht und eine Gelegenheit gehabt.“
Daniel schüttelte den Kopf. „Wann soll das denn gewesen sein?“ „Das Jahr weiß ich auch nicht mehr, wir müssen so 13 oder 14
gewesen sein? Vielleicht jünger … egal, jedenfalls als wir beim Zirkus geholfen haben, der auf dem Volksfestplatz war. Für Freikarten. Was, wenn ich jetzt drüber nachdenke, ein ziemlicher Etikettenschwindel war, weil …“
„Scheiße, das hab ich total vergessen!“
Ich nickte. „Ich auch. Ist mir erst jetzt in der Corona-Isolation wieder eingefallen. Von wegen Zirkus. Du wolltest gar nicht mehr nach Hause.“
„Du doch auch nicht.“
„Anfangs schon, aber dann …“
„Was dann?“
„Dann bemerkte ich, dass du dich verändert hast. Dass da was in Bewegung war, in dir drin. Man konnte es dir ansehen.“
Daniel wandte sich an seine Mutter. „Und Papa hat mir eine geklebt, als ich euch Freikarten mitbracht habe. ‚Ich geh doch nicht in den
Zirkus.‘ Weißt du das noch, Mama?“
Frau Brant schüttelte den Kopf.