24. Oktober 2019 – Nachtschicht

Ok, diese Nacht war es kein Albtraum mehr, aber auch kein Wachtraum. Aber ich war im C-Bau auf dem Flachdach, und dann bin ich geflogen. Ich war aus dem Wissenschaftstrakt im ersten Stock durch die Tür auf das Dach, ich glaube ich bin Lukas gefolgt, der dann auf der Kante im Mondlicht balanciert ist, und mich mit den Kieselsteinen vom Dach beworfen hat. Die trafen mich, taten aber nicht weh, und er sagte „Schau amoi obe!“ oder so und dann kam ich langsam auf den Rand zu. Jetzt stand er schon unten im Hof und grinste zu mir herauf. „Trau di!“ rief Lukas, und obwohl ich mich wie zum Liegestütz auf der Dachkante abstütze, fiel ich doch darüber oder eher hindurch – und flog. Nein, schwebte. Weil ich die Luft anhielt, glaubte ich. Und so war es dann. Wenn ich die Luft anhielt hielt ich meine Höhe und konnte durch ein Rudern mit den Armen wieder den Meter nach oben gewinnen, den ich verlor, wenn ich Luft holte.

Dann flog ich über Vilshofen. Nicht wie in einem Flugsimulator, sondern ich konnte den Wind in meinem Gesicht spüren, als wäre das das normalste von der Welt, so wie Ferdinand mit einem Propeller am Rücken über den Häuserdächern zu treiben. Ne, Moment, war nicht Karlsson der mit dem Propeller? Egal, jetzt war ich mit Fliegen dran. Ich hatte zum ersten Mal keine Angst vor dem Fallen. Kein bisschen Höhenangst mehr, nix, nada. Wundervoll war das. Wer braucht noch Angst vor dem Fallen zu haben, wenn er Fliegen kann? Es war wundervoll, und genau dann wachte ich natürlich auf.
Ich versuchte alles um noch einmal einzuschlafen, eine halbe Stunde lang lag ich verkrampft rum statt entspannt da, war zu aufgeregt, zu wach, es war alles vergebens. Aber die Erinnerung an das Gefühl von Befreiung ist noch da, diese Lebendigkeit, wenn man mal über den Dingen schwebt.
Wieso war Lukas überhaupt auf dem Dach? Was wollte er nochmal da? Wenn mich eine vergleichbare Befreiung in Vilshofen erwartet, dann nichts wie los! Ein vergleichbar gutes Argument ist mir im wachen Zustand leider noch nicht zugeflogen. Also im realen Leben steht es 1:0 gegen Vilshofen, in meinen Träumen 1:0 dafür. Wie verrechnet man das? Gilt das im Traum als Auswärtstor?

Der Kühlschrank ist leer, der Magen knurrt, und es stinkt aus dem Treppenhaus nach fettigem Mittagessen. Eine Entscheidung muss her. Der leere Bauch hilft vielleicht nicht beim Fliegen, aber er trägt mich bestimmt leichten Fußes zum Supermarkt.

Wieder da. Mit vollem Rucksack und den Tragetaschen musste ich mich aber vor dem Rückweg mit Pommes rot-weiß an der Bude stärken. Etwas zu schwer für’s Frühstück, aber ich konnte nicht widerstehen. Immerhin habe ich es geschafft das Bier weg zu lassen, dafür auf halber Strecke noch bei einer Bäckerei einen Espresso getrunken, dann ging’s wieder. Mann, Mann, Mann, gesunde Ernährung kann ich.

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