19.05.20

Diese Nacht war schlimm. Und sie ist noch nicht einmal rum. Mein Puls ist viel zu hoch, ich kriege kaum Luft. Im Traum war ich in der Schule, die in das Krankenhaus überging. Ich wusste, dass ich die Schlüsselrunde gemacht hatte, das alle Türen zu waren. Dann hörte ich einen Alarm und bin runter, und fand den Eingangsbereich offen, Kabel hingen herausgerissen von der Decke und aus den Wänden, und alles war auf, Gott weiß wie lange. Panik erfasste mich und ich fragte mich ob es überhaupt einen Sinn ergab, erneut zu versuchen alles abzusperren. Dann sah ich sie: breite Schattenumrisse mit riesigen Köpfen, die sich aus dem Dunkel schälten und auf den Haupteingang zuwackelten. Ich versteckte mich draußen in den Büschen, wie wir sie beim C-Bau hatten. Wieso war ich jetzt wieder dort? Mir ist nicht einmal aufgefallen, dass ich endlich draußen war. Das, was ich für Monster gehalten hatte, entpuppte sich als Astronauten, die lange Schläuche hinter sich herzogen – wahrscheinlich die Sauerstoffversorgung. Als sie an mir vorbei waren und im Gebäude verschwanden, folgte ich den Leitungen, die sich nach wenigen Metern aufteilten. Kurzentschlossen folgte ich dem erstbesten und wieso kam ich nicht an die Straße?
Doch halt, in der Turnhalle rechts brannte noch Licht, wie bei Schuldisco – aber die fand doch immer in der Alten statt? Ich spähte durch die Fenster ins Innere, und dort unten leuchteten die Astronauten wie durchsichtige, selbstleuchtende Quallen und warfen einander Bälle zu. Versuchten sie etwa einander zu treffen? Wie unter Wasser sah das aus, und wenn einer getroffen wurde, wechselte er seine Farbe, wie ein Tintenfisch. Dann entdeckte mich einer und schleuderte einen Ball in meine Richtung, den ich instinktiv auffangen wollte, obwohl da eine Scheibe zwischen uns war, und ich könnte schwören, ich konnte ihn noch zwischen meinen Fingern spüren, als ich aus dem Schlaf hochgeschreckt bin.
Ich glaube, irgendetwas in mir wollte, dass ich zur Turnhalle ging, versucht das aber gleichzeitig vor mir zu verheimlichen. Das ist der einzige Reim, den ich mir darauf machen kann. Aber wieso Astronauten? Waren doch Taucheranzüge. Oder biologische Schutzanzüge.
Schlimm fand ich das mit den Kabeln. Das musste repariert werden. Aber der Alarm hatte funktioniert, ist das nicht die Hauptsache? Sonst wäre ich ja gar nicht erst runter gegangen. Bedrohung war eigentlich auch keine da … oder einfach nur unsichtbar, und die Situation als solche gefährlich. Oh, ein Pandemietraum? Könnte hinkommen. Das Virus könnte überall eindringen, die Nerven liegen blank und ich reagiere panisch. Ja, klingt nach mir.
Schlafen kann ich jetzt trotzdem nicht mehr. Eine letzte Zigarette, das wär’s jetzt. Nein, nein, nein, verdammt, nein!
Das Verlangen glimmt in einem nach … und ist im Nu wieder angefacht. Restwärme. Dabei denke ich im Gegensatz zu Lukas nicht an einen Elektroherd, sondern an das, was von der solidarischen Gesellschaft noch übrig ist, wenn es überhaupt jemals eine gab. Eine soziale Restwärme, nach der sich alle verzehren, von der man nichts mehr spürt, und die nicht von der globalen Erwärmung aufgefangen wird. Niemand will mehr etwas für andere tun, jeder denkt nur noch an sich.

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