08.01.20

Hab mir gestern einen Tag in den Carolus Thermen gegönnt. Das ist deutlich angenehmerer Schweiß, als nach einem Albtraum. Ob die das als Werbespruch für sich benutzen würden, bezweifle ich allerdings. So entspannend das war, warum fühlt sich so ein Wellness-Tag für mich nach Parallelgesellschaft an? Als würde ich dort nicht hingehören. Bin ja eh nur Besucher. Vielleicht liegt es an den Säulen, dann denke ich an römische Senatoren, die einander hinterrücks erdolchen, und ich bin halt nur eher der Typ Sklave, der erst die Trauben vorbeibringt, dann das Blut in der Sauna aufwischt und sich kurz selber hinsetzt, weil grad keiner guckt. Nichtsdestotrotz bin ich jetzt entspannter.
Oder war ich, bis ich die ersten Schlagzeilen aufgeschnappt habe: Laut WWF sind bis jetzt über eine Milliarde Tiere in den Feuern in Australien gestorben. Viele gleich im Feuer, andere danach verhungert, weil es nichts mehr zu fressen gab. Nein, auch nicht gegrillt, ha ha.
Auch das eine Parallelwelt. Das passt doch alles nicht zusammen! Ich kann es nacheinander im gleichen Kopf denken, aber keine Handlung für mich daraus ableiten. Spenden, wählen gehen, demonstrieren … all das reicht offensichtlich nicht. Und jetzt? Bin ich wieder verspannt.

Mit Mutter telefoniert. Ich soll sie morgen nach der Arbeit abholen kommen.
Eine. Milliarde.
Nein, nicht Ameisen oder Insekten, sondern Koalas, Kängurus, Wombats und andere Fledermäuse. Das geht mir nicht in den Kopf. Die Aufnahmen der verletzten wilden Tiere, die sich bereitwillig von Menschen anfassen und helfen lassen, zerreißen einen. Wobei das aus Sicht der Tiere vielleicht eine „jetzt ist’s eh schon wurscht“ Haltung ist. Aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass es ein „wir sitzen alle im gleichen Boot“ Gedanke ist, der hierhin gehört. Die Arche brennt. Kann das mal jemanden den Christen stecken?
Ich möchte auf etwas einprügeln und hole die Drumsticks heraus, die ich zu Weihnachten bekommen habe. Irgendwo müsste noch mein Übungspad im Schrank sein, aber ich kann es nicht finden. Darum habe ich in Kissen gekloppt, die wenig überraschend jeden Rebound vermissen lassen. Auf dem Tisch hätte ich den zwar, aber dann auch garantiert viele kleine Dellen drin. Das hätte mir früher nichts ausgemacht, aber jetzt hält mich doch etwas zurück. Was noch schlimmer ist: selbst für Kissen bin ich zu sehr außer Form, physisch wie rhythmisch.
Für das Tablet gibt es eine App, wo man dann mit den Fingern trommelt. Ernsthaft jetzt? Und da dann mit dem großen Zeh die Bassdrum spielen, oder was? Das ist doch albern. Ich will alles aus mir rauslassen, und dann überkreuze ich verkrampft die Finger – fast so, als würde ich darauf warten Handschellen angelegt zu bekommen.
Seit ich bei Lukas war, fehlt mir da etwas. Habe sogar damit angefangen mir Schlagzeug-Videos anzusehen, nur um dann nicht selber proben zu können, obwohl es mir in den Gliedern juckt. Wo sollte ich auch mein Set hinstellen? Oder nur dafür einen Proberaum mieten? So weit ist es dann doch noch nicht.

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