Die Zwillinge haben mich heute früh geweckt. Haben mal wieder vergessen, dass ich Nachtschicht habe. Sie waren gestern demonstrieren, und maulen über ihre Eltern. Also fast alles beim Alten, wäre da nicht der Umstand, dass sich Clara wohl in einen Mitdemonstranten verguckt hätte. Meint jedenfalls Dennis, sie bestreitet das.
„Und weißt du wie der heißt?“, fragte Dennis. „Mario. Stell dir das mal vor!“
Ich gähnte, was offenbar nicht als angemessene Reaktion auf diese Enthüllung ankam.
„Ja und? Was ist daran auszusetzen?“, wand Clara ein. „Außerdem find ich ihn… nett.“
„Der nette Mario!“
„Du bist nur eifersüchtig.“
„Auf Mario? Das ich nicht lache.“
„Du hast doch selbst gesagt, das sein Plakat besser als unseres war.“ „Das ist doch was ganz anderes.“
„Könnt ihr das vielleicht ohne mich – -“, warf ich versuchsweise ein. „Was ist besser, Smörre: ‚respect your mother‘ oder ‚like the oceans we rise‘?“, wollte Dennis wissen.
„Beides super“, seufzte ich und fischte mir eine Kippe aus der Schachtel. „Ganz besonders natürlich Mario.“
„Siehst du“, grinste Clara.
Dennis wendete sich händeringend an mich. „Nenn mir nur einen guten Mario, der – -“
„Adorf.“
„Adolf?“
„Nein, Mario Adorf, der Schauspieler?“ Ich zündete mir die Fluppe an, und der Rauch stieg mir sofort ins Auge.
„Kenn ich nicht. Aber sonst gibt’s doch k – -“
„Götze, Basler, Gómez, Balotelli und sicher noch ein halbes dutzend weiterer Fussballer.“ Mein Auge tränte und ich musste blinzeln. Die beiden nahmen davon ohnehin keine Notiz.
„Siehst du“, wiederholte Clara, diesmal triumphierend.
„Aber du hasst doch Fussballer!“
„Nicht Fussballer, sondern Fussball“, korrigierte Clara.
„Und was ist mit dem Komiker? Der heißt auch Mario.“
„Der ist gar nicht komisch.“
„Ja eben.“
„Das hat Mario doch selber gesagt.“
„Was soll er denn auch sonst sagen?“
„War’s das? Ich komm sonst nämlich zu spät zur Arbeit und wollte mich eigentlich vorher nochmal hinlegen.“
„Doch nicht etwa mit der brennenden Zigarette?“
„Natürlich nicht.“
„Dann chatte so lange mit uns, bis sie aus ist, ja?“
„Einverstanden“, nickte ich. „Und was haben die Römer sonst noch für uns getan, außer uns Marios zu schenken?“
Nadine’s Kopf schob sich ins Bild und es verschlug mir den Atem.