17. November 2019

Morgen früh steht die Zugfahrt nach Rügen an, und ich bin noch immer nicht gepackt, liege wach. Nach Mitternacht. Mit einem Heißhunger auf Süßes. Hab aber nichts da, auch nicht für die Fahrt, weil ich mir das erst morgen am Bahnhof kaufen wollte, aus genau dem Grund, dass ich es nicht in der Nacht vorher anbreche – oder sagen wir es, wie es ist: aufesse.
Wie erkläre ich jetzt meinem Unterbewusstsein, dass es sich seine Gelüste sonst wohin stecken kann? Reicht mein schlechtes Gewissen denn nicht? Na ja, macht halt nicht satt. Wenn ich mir jetzt aber was in den Bauch schaufle, schlafe ich beschissen. Oder träume garantiert Unfug. Also?

Zu kalt auf dem Balkon um zu rauchen, mache ich es halt drinnen. Ausnahmsweise. Verfliegt ja wieder, bis ich aus dem Urlaub zurück komme. Wieso stehe ich jetzt am Herd über eine Pfanne, in der ich Butter zerlaufen lasse? Jetzt beobachte ich mich dabei, wie ich Haferflocken hinein streue, so dass sie gerade den Boden bedecken. Natürlich saugen die sich mit der Butter voll, und mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen. Jetzt ertappe ich mich, wie ich braunen Zucker darüber streue und alles darin herumschiebe, damit es nicht anbrennt, sondern nach und nach verklumpt. Dann nehme ich die Pfanne vom Herd und hab mir schon an einem dieser Brösel die Zunge verbrannt. Die anderen puste ich vorher an, und ehe ich mich versehe ist alles verputzt, der Bauch zufrieden und ich falle vollgefressen ins Bett.

Es klingelt an der Tür. Mama hat mir eine Mütze vorbei gebracht, gegen den Wind auf Rügen, falls ich dort am Strand spazieren gehen würde.
„Die sieht aus wie selbst gestickt Mama. Und schön ist sie auch noch, danke!“
„Das werde ich Karin ausrichten, die freut sich bestimmt.“
„Welche Kari – -“
„Unsere Yoga-Lehrerin.“
„Ahhhhh!!“ Ich schreie und pfeffere die Mütze in die Ecke, als hätte ich mich daran verbrannt. Später werde ich sie aber doch einpacken, denn die sieht wärmer und weniger kratzig aus, als alles, was ich müffelndes im Schrank habe.
Mama riecht in der Luft. „Sag mal, hast du drinnen geraucht?“ „War nicht so geplant“, log ich.
Schon hat sie die Balkontür aufgerissen, während ich noch barfuß in Shorts herum stehe.
„Was machst du überhaupt hier?“
„Sicherstellen, dass du deinen Zug nicht verpasst. Jetzt hör auf lange Fragen zu stellen, packe und zieh dich an. Und zwar in der Reihenfolge.“
„Und du?“
„Ich mach hier so lang sauber und Frühstück.“
Was soll ich sagen? Es hat funktioniert. Mutti ist die Beste. Bevor sie ging fragte ich sie noch nach ihrer Meinung, ob die Sachen in dem Karton eher für den Sperrmüll seinen, oder ob man davon vielleicht noch was verkaufen könnte.
„Ein paar bestimmt, warum fragst du?“ Ich wusste es ehrlich gesagt selber nicht.

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