05.05.20

Die letzten Wochen hatte ich so viele Erinnerungen rund um die Schule, Vilshofen und meine Kindheit, dass es so vor kommt, als zöge mein Leben ganz langsam an mir vorbei. Vielleicht stimmt das auch, diese Pandemie bringt uns ja wahrscheinlich um, also die meisten von uns, aber weil das ein schleichender Prozess ist, geht das halt nur in Zeitlupe voran. Könnte das sein? Bin ich der Frosch, der im Wasser sitzt, das sich langsam erhitzt? Oder ist das ein Nebeneffekt der globalen Erwärmung? Das mit dem Frosch stimmt ja nicht, die sind ja alle rausgesprungen, nur sind die Ergebnisse von Fröschen überhaupt auf den Menschen übertragbar? Ich glaube, das Ergebnis ist bei uns auf jeden Fall richtig. Und was ist Leben schon anderes, als ein so langsam
voranschreitender Tod, dass wir ihn lange gar nicht bemerken. Die Dosen sind so klein, das wir uns daran gewöhnen, Krankheit hier, chronisches Leiden da, Verletzung dort … aber es erwischt uns alle. Nostalgie ist dabei weniger Krankheit, als Diagnose. Der Blick zurück als Suche nach einem Heilmittel für die Gegenwart. Wenig überraschend finde ich die nicht in meiner Schulzeit.
Liegt sie vielleicht in der Erfahrung um das Flüchtlingslager herum? Das Flüchtling sein als innere Einstellung? Der Frosch in uns, der rechtzeitig aus dem sich erhitzenden Wasser hüpft?
Es gibt ja die, die „dann ziehen wir hier weg“ sagen, aber machen tun sie es nie. Ich schon. Die wissen gar nicht, was das bedeutet wirklich weg zu gehen. Oder noch besser, wenn sie rufen: „Dann wandern wir aus!“ – am ehesten noch, weil man sich plötzlich hier fremd fühle, dabei sprechen sie nicht einmal eine einzige Fremdsprache. Was wären die erst im Ausland überrascht … So verschiebt sich das Ertragbare, so spricht der Frosch im Kochtopf und träumt vom nächstgrößeren Topf.

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