Wäre ich nicht von alleine vor dem Wecker aufgewacht, hätte ich ihn wahrscheinlich überhört wie schon die letzten Tage. Da hatte ich ihn aber auch mal unter einem Kopfkissen liegen und in der Küche stehen, und beides entpuppte sich als eher suboptimal. Auf einem Kissen zwischen Küche und Schlafzimmer ebenfalls. Ich könnte ja stattdessen mein Telefon laut stellen, und mich von einem der Töne wecken lassen, aber da ist einer entsetzlicher als der andere, deswegen lasse ich es doch ausschließlich vibrieren. Nein, mein Wecker piept. Ich mag auch kein Radio hören. Genauer: keine Radiomoderatoren.
Tina hat sich halb tot gelacht, als ich ihr erzählte, dass ich wegen Hildegard Knef weder mich selbst noch meinen Schwanz hoch kriegen wollte. Dann fing sie an von einer Schwester auf Station 2 zu erzählen, die Single sei, und ich winkte gleich dankend ab.
„Keine Experimente mehr. Ich bin für den Rest des Jahres bedient.“ „Und wie sieht es im Januar aus?“
„Hörsturz, tralala – ich bleib lieber ‘single bells, single bells, single all the way’.“
Wir lachten und damit war das Thema vorläufig vom Tisch. Aber das kam immer wieder, wie Unkraut. Warum muss alles miteinander verkuppelt werden? Wir sind ein Volk der verkappten Eisenbahner.
Dann geschah noch ein Wunder: Heßler hat mir in die Arbeit ein neues Tape mitgebracht und mir frohe Weihnachten gewünscht. Muss ihm morgen seine Farbbänder vorbei bringen, die ich ihm gefärbt habe. Zum Glück ist die Farbe inzwischen fast vollständig wieder von meinen Händen runter.
Am Nachmittag mit Daniel telefoniert, der mir gesagt hat, dass meine Weihnachtsgeschenke eingetroffen seien, und hat sich bedankt. Gleich nachdem er mich verflucht hat, weil der Postbote ihn wohl aus dem Bett geklingelt hat.
„Keine Ursache,“ sagte ich. „Wenn es dir ein Trost ist, ich stehe wegen der Tagschichten jetzt konsequent jeden Tag früh auf, auch am Wochenende.“
„Klappt das?“
„Jein? Ich weiß noch nicht wohin mit meinem Wecker.“
„Äh, ins gleichen Zimmer wo du schläfst?“
„Da ist mein Nachbar anderer Meinung.“
„Ah, ok“, Daniel überlegte, wechselte dann aber einfach das Thema.
„Und du willst wirklich nach Vilshofen fahren?“
„Ja.“
„Würde mir im Traum nicht einfallen.“
„Da hast du mehr Glück als ich.“
„Was? Ach so, Dennis hat mir davon erzählt, glaube ich.“
„Auf die Träume könnte ich gut und gerne verzichten. Hast du ihnen denn inzwischen von Vilshofen erzählen? Von Lukas, und uns?“
„Nein.“