04. September 2019

Das Aufschreiben gestern hat wenig genutzt, auch heute habe ich mehr mit der Bettdecke gerungen, als geschlafen. Ein Bett voller Erbsen. Wie der Prinz von und zu Bonduelle. Auch sonst nur Müll im Kopf, wie dass ich dieses Wochenende dran bin mit Treppenhaus putzen, dass das Tomatenmark alle ist, sich das dreckige Geschirr stapelt. Irgendwann bin ich aufgestanden, habe alles im Becken eingeweicht und mich wieder hingelegt.

Eine gefühlte Stunde später habe ich abgespült, hab mir danach die verschrumpelten Finger eingecremt, nur um dann auf den Balkon die letzte Kippe aus der Schachtel zu rauchen, die ich seit Wochen am Wegschmeißen war. Ich wollte doch aufhören, verdammt. Immerhin waren es diesmal was, drei Monate? Und jetzt stehen welche auf dem eingebildeten Einkaufszettel noch vor dem Tomatenmarkt. Weil der Kiosk ist noch vor dem Penny, logisch. Könnte die Kippen natürlich auch erst hinterher kaufen, aber dann mit den vollen Taschen – nein, vorher ist besser. Höheres Management, Logistik für Fortgeschrittene. So ging das dann die halbe Nacht, erst als es draußen hell wurde und ich Vögel die Ruhe stören hörte, schlief ich ein.

Entsprechend gerädert saß ich dann am Rechner, als Dennis und Clara sich über Hangout bei mir meldeten.

„Du musst weiter aufklappen, wir sehen nur deinen Bauch!“
„Was?“
„Den Bildschirm, wir sehen dein Gesicht nicht.“
„So besser?“
„Iiieh, wie siehst du denn aus? Klapp wieder zu!“

Es ist so eine Freude mit den beiden. Ob es schon zu spät ist seine Patenkinder zur Patoption abzugeben? Gebraucht, aber so frisch, frech und unbekümmert wie am ersten Tag, als sie mich vom Wickeltisch aus angepinkelt haben. Übermorgen wollen sie wieder demonstrieren gehen, und weder Nadja noch Daniel haben diesmal Zeit sie zu begleiten. Deswegen sind sie sauer und lästern über ihre Eltern. Ich hab ein wenig halbherzig versucht sie zu verteidigen, war aber zu müde, um ihnen wirklich etwas entgegen setzen zu können.

„Klima geht uns alle an, Smörre.“
„Ihr sollt mich doch nicht so nennen.“
„Sorry Babo.“
„Ok, dann doch lieber das andere“, seufze ich. „Bei der Großen sind wir dann auch alle dabei.“ „Versprochen?“
„Hm.“
„Haaallooo – bist du noch da?“ „Ja doch, ich bin nur nicht wach.“ „Du musst Fotos posten.“
Clara drängelt sich vor die Kamera. „Aber nicht wie beim letzten Mal, wo du uns welche vom vorletzten Mal geschickt hast – -“
„Das war rein zufällig das gleiche Hemd, ich schwör’s!“
„Iiieh!“ und dann war wieder Dennis zu sehen.
„Und genauso schief zugeknöpft, klar. Es war auch der gleiche Dreitagebart.“
„Ja ja, ist ja gut. Soll ich diesmal auch gleich eine Tageszeitung mit ins Bild halten?“
„Damit du’n grünes Blatt mitschleppst, und dir dann was draufshopst? Komm schon.“
Die sind einfach zu schnell für mich. Die Idee ist aber gut. Mein Computer piept.
„Hast du schon ein Plakat gemacht?“
„…“
„Willst du unseres sehen?“
„Ich lass mich lieber morgen überraschen.“
„Wir machen ne Insta-Story. Und nicht im Querformat, wie gewisse Leute.“
„Meine Augen sind aber immer noch nebenei- -“
„So hält man aber kein Telefon! Du machst dich doch selber über alle lustig, die es vor den Mund halten, als würden sie in ihr Marmeladenbrot sprechen.“
„Ist ja gut, ihr Nervensägen.“
Clara’s Nase und Mund schieben sich vor die Kamera. „Ich hab dir einen Link geschickt. Damit du ausschlafen kannst.“
„Rick Astley? Ja, sehr witzig.“
„ Nein, Ehrenwort. Für wie gemein hältst du uns?“
„Also mal kein Video? Ihr überrascht mich.“
„Doch.“
„Ein Video? Zum Einschlafen?“
„Du musst es ja gar nicht gucken!“

Schreibe einen Kommentar

Schön, dass Sie kommentieren wollen, herzlich Willkommen! Vorher müssen Sie allerdings noch der Datenschutzerklärung zustimmen, sonst geht da nix. Danach speichert die Webseite Ihren Namen (muss gar nicht der sein, der in Ihrem Ausweis steht), Ihre E-Mail Adresse (egal ob echt oder erfunden), sowie Ihre IP-Adresse (egal ob echt oder verschleiert - ich hab keine Ahnung, ob Sie von Zuhause oder aus einem Internet-Café schreiben). Anders ist es mir nicht möglich zu gewährleisten, dass Sie hier kommentieren können, worüber ich mich sehr freue - denn es ist sehr frustrierend mit den mich sonst erreichenden, meist verwirrenden bis sinnfreien Werbebotschaften allein gelassen zu werden. Vielen Dank dafür, dass Sie da sind!

Noch ein kleiner Hinweis: Kommentieren Sie zum ersten Mal, erscheint Ihr Kommentar erst nach einer Prüfung des Inhalts, einzig um Spam von der Seite fern zu halten, in der Regel dauert das nicht länger als 24 Stunden - dabei handelt es sich nicht um Zensur, sondern um das limitierte Zeitfenster der berufstätigen Person hinter diesem Blog, die Ihnen den ganzen Krempel gratis zur Verfügung stellt. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit, und auf zur Checkbox.