22. Oktober 2019 – Nachtschicht

Schon merkwürdig, diese ASMR Videos. Wenn ich sie nicht nur im Hintergrund zum Einschlafen höre, sondern dabei zusehe, nicht direkt konzentriert, aber auch nicht gleichgültig wie zuvor dann… klingen sie besser? Da bekomme ich plötzlich erste Anflüge eines leichten Kribbelns, wenn das Geräusch gerade passt. Wobei das Geräusch selbst nur eine Komponente für mich ist. Ja ich bin mir nicht einmal sicher, ob das überhaupt am wichtigsten ist. Noch wichtiger als alles andere neben der reinen Tonqualität ist das richtige Tempo. Es muss nämlich langsam sein. In einem gleichmäßigen, eher schleichendem Rhythmus.

Manche haben das geradezu im Blut, andere hingegen überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil. Bei mir rührt sich überhaupt nix, wenn da wild drauflos geklopft und gepinselt wird. Es ist frustrierend wie vielen das egal zu sein scheint, was sie da machen. Na ja, vielleicht nicht egal, aber sie machen es halt nicht richtig? Pflichtbewusst, aber ohne Seele? Oder tragen den Rhythmus nicht in sich? Man merkt ihnen an, dass sie hinterher noch etwas vor haben oder einfach nicht richtig bei der Sache sind. Die ticken nicht richtig.

Jemand, der das richtige Tempo und fantastische Tonqualität hat, ist eine junge Britin, die wie ihr Name schon sagt, magisches vollbringt. Da ist es beinahe egal, womit sie Töne erzeugt. Auch wenn es komisch klingt (ha ha), aber ich scheine alle Formen von Holz zu mögen? Besonders, wenn es zu Papier weiterverarbeitet wurde, das ist ja schon beinahe logisch. Wenn ich jemanden finde, der Zeitungen genau richtig umblättern kann, dann höre ich wahrscheinlich nichts anderes mehr. Oder das Knistern von Folien! Ein Franzose mit Handschuhen macht da tolle Videos von. Auf den bin ich gestoßen, weil der in einem Video mit Kreide auf eine feuchte Tafel geschrieben hat, was ich sofort Lukas schicken musste.

Aber wenn ich ihren Händen dabei zusehe, diesen in sich ruhenden Menschen, dieser Seelenruhe, wie sie in den merkwürdigsten Tätigkeiten aufgehen, und sich um nichts weiter kümmert – das berührt mich, das ist unwiderstehlich. Mein eigener Atemrhythmus passt sich dem an, synchronisiert sich und dann gleitet alles hinüber ins Kribbel-Krabbel-Territorium. Es ist wie eine geleitete Meditation ohne das nervende Gelaber mit bei.

Dann höre ich noch einem Polen zu, wenn ich nicht irre, einer Koreanerin – oder war’s umgekehrt? Ich glaub sogar beides stimmt. Überhaupt ist das so international; ich habe jetzt schon sicher von jedem Kontinent Videos gehört, wobei ja besonders Flüstern sehr beliebt zu sein scheint, auch bei Clara und Dennis. Mich reizt das nicht, genauso wenig Rollenspiele, wo sie so tun als würden sie einem die Haare schneiden oder rasieren? Da kriege ich eher Stress, wenn ich die scharfen Gegenstände nur sehe, oder verdächtig lächelnd ein Handtuch über die Kamera gelegt wird. In Filmen geht das oft schlecht aus, und so lange wollte ich dann auch wieder nicht schlafen.

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