29. November 2019

Den gleichen Traum wie gestern gehabt, nur werbefrei. Diesmal wusste ich aber, dass die beiden den Weg zum Zimmer 107 kannten! Ich musste ihnen also nur folgen. Da sie mich suchten, müsste ich eigentlich nur auf sie warten und ihnen dann unbemerkt folgen. Auch auf die Gefahr hin, dass wir uns dann nur im Kreis bewegten. Von Tina oder der anderen Blondine keine Spur. Sind mir aber auch im Traum nicht eingefallen. Erst hinterher. Ich vergesse aber auch immer, dass ich dort versuchen soll das Licht an zu machen, obwohl ich was sehe. Aber mehr Licht kann ja nicht schaden. Wusste schon mein berühmter Namensvetter.

Dieser Anblick von Tina im Sommerkleid im Gegenlicht – das ist wohl, was mit Liebe auf den ersten Blick gemeint ist. Man denkt gar nicht darüber nach, weil der Augenblick bereits hinter einem liegt, man nicht mehr derselbe ist, wie einen Moment zuvor. Nicht einfach nur eine neue Verbindung im Gehirn, sondern ein ganzes Netz aus Kanälen, die auf einen Schlag geflutet werden, und man war selbst gar nicht beim Bau dabei gewesen, geschweige denn der Architekt. Als wären die Verbindungen schon alle gegraben gewesen, und dann brach der Damm. Ein Vertrauensvorschuss, ein Akt des Glaubens, ein Annehmen von allem, was da kommt, der Wille, sich dem Auszusetzen. Eine Entscheidung, die mehr für einen getroffen wurde, als das man selbst daran beteiligt gewesen zu sein scheint. Eine arrangierte Ehe, ehe man überhaupt ans Heiraten denkt. Nur dass Tina halt schon verheiratet war.

Bei Nadine war’s ja genauso gewesen, als sie sich die Haare gewaschen hat. Auch bei ihr war es ein konkreter Moment gewesen, der meine ganze Welt verändert hat.
So wie der Moment, wenn man das erste Lied seiner zukünftigen Lieblingsband hört. Bei mir war das „Tom Sawyer“ von Rush. Dieser überraschende Sound einer Ufolandung, der Beat, der Gesang, und wenn dann die Gitarre einsetzt… Perfektion. Man spürt, das nichts mehr so sein wird, wie es war. Noch während man das erste Lied hört, ohne das ganze Album oder die ganze Diskografie zu kennen. Man verliebt sich in einen Sound, den man von da an überall und immer wird heraushören können wird, in eine Stimme, von der man sich alles erzählen lassen wird.
Und Nadine war Rush für mich, sie war mein „Tom Sawyer“ für alle Frauen, die nach ihr kamen. In allen suchte ich wieder nach ihr, nach diesem Moment. Dann erfand sie sich als Nadja neu, blieb aber auch unverkennbar ein wenig Nadine, genau wie sich Rush auch immer wieder musikalisch neu erfanden. Mein Bauch hat sofort gewusst, dass ich einer wie Nadine noch nie begegnet war. Oder?
Wie war das dann eigentlich davor gewesen, mit der Liebe? Also bevor ich Rush überhaupt kannte? Mal sehen: die erste Bandphase endete mit „2112“ beziehungsweise „All the World’s a Stage“, und das war ungefähr wo ich Pipi Langstrumpf entdeckte, und Luzie, den Schrecken der Straße. Mit denen wollte ich Abenteuer erleben und spielen, ohne jeden Zweifel. Ja, das passt! Das war Liebe, bevor ich wusste, was das überhaupt ist. So eine Sehnsucht danach unbedingt selbst dabei sein zu wollen, egal was sie auch vor hatten. Einfach nur in ihrer Nähe sein, mit ihnen lachen, ihnen helfen, sie trösten, und anbieten, was einem gerade einfiel. Auch das mehr ein Bauchgefühl.
Nadine hatte auch diese Qualitäten, ich nehme mal an, weil sie mit einer selbstständigen Mutter aufgewachsen ist. Genau wie ich. Sie war von Innen heraus lebendig wie Pippi und Luzie, voller Lust auf und am Leben. Dieses Mädchen aus dem Osten war schon frei gewesen, bevor sie überhaupt zu uns losgefahren war! Nadine war ein rauschender Fluss, von dem man mitgerissen werden, in den man eintauchen wollte und in dem man gerne ertrinken konnte. Sie war 17 Mississippi!

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