Sandra hat mich wachgeklingelt und aus einem Traum geweckt, in dem ich ausnahmsweise gerne länger verweilt hätte.
„Eigentlich verdienst du es ja gar nicht, aber ich brauche gerade jeden Rat, selbst von einer Ratte wie dir.“
„Ich hab dich auch vermisst“, nuschelte ich schlaftrunken.
„Mein Bauch lässt den von Obelix verblassen, und es sind noch zwei Wochen bis zum Termin.“
„Das ist normal …“, begann ich.
„Daran ist überhaupt nichts normal!“, brüllte sie und fing direkt zu schluchzen an. „Wegen dem Scheiß-Virus kann man nirgendwo hin, und ich mag das alles nicht mehr! Von wegen AHA Regeln – LMAA Regeln sind das doch!“
„Mach dir keine Sorgen, alles wird gut.“ Jetzt war ich hellwach.
„Man erfährt einfach überhaupt nichts, worauf man sich einstellen muss, wie das ablaufen soll … und was wenn ich mich jetzt noch kurz vorher anstecke? Oder im Krankenhaus? Jetzt heißt es auf einmal Begleitpersonen sind während der Entbindung nicht zugelassen – ja, soll ich denn Lukas durchs offene Fenster anschreien, oder was? Der ist doch die ganze Zeit bei mir, wieso soll der ausgerechnet da dann nicht mit dabei sein dürfen? Ich versteh des ned. Aber ich glaube eh dass die uns nicht alles sagen, wir …“
„Sandra!“, rief ich. „Stop! Der Reihe nach.“
„Entschuldige, ich woas nimmer weida, und der Lukas traut si nix mehr zum sagn.“
„Dann hast du alles richtig gemacht“, sagte ich und musste mir das Grinsen zum Glück nicht verkneifen. „Wie waren denn die bisherigen Vorsorgeuntersuchungen und das letzte Ultraschall?“
„Das Kind is kerngesund, aber mei Bauch platzt boid.“
„Dann hört sich nicht nach einer Risikoschwangerschaft an. Habt ihr schon an eine Hausgeburt gedacht?“
„Hier, bei uns?“
„Ja, warum denn nicht? Ihr könnt natürlich auch eine andere Wohnung wählen, aber bei euch ist es doch super. Und die Wanne hilft dir bestimmt beim entspannen.“
„Marlene eher wenig.“
„Die wird sich unsichtbar machen und einen Bogen um dich machen.“
„Den macht’s ja jetzt scho.“