17. Dezember 2019 – frei

Der Nachbar hat geklopft und mich nach meinen Schichten gefragt, weil er wohl am Wochenende meinen Wecker in der früh gehört hat, sich dann aber wunderte, dass ich so spät aus dem Haus ging. Er dachte, ich hätte verschlafen, und jetzt sei es schon der dritte Tag in Folge. Sein Lächeln wirkte ein wenig gezwungen, also behielt ich das mit dem Biorhythmus mal für mich, versprach aber meinen Wecker leiser zu stellen. „Dann haben sie doch immerhin jetzt am Wochenende nicht die Sendung mit der Maus verpasst“, scherzte ich.
„Wie kommen sie denn darauf?“, wollte er verwundert wissen.
„Weil ich das neulich aus ihrer Wohnung gehört hab? Hat mich daran erinnert, wie ich das früher selbst noch geguckt habe.“
„Ach so, das.“ Er entspannte sich. „Da hatte ich nur Besuch mit Kind.“

Dann schauen wir mal, ob ich große Maus Vilshofen noch zusammengesetzt bekomme, wie es in meinem Kopf lebt. Lukas hat ja ein bisschen erzählt, und ich sehe es in einer Woche mit eigenen Augen wieder. Das Lager kann ich aufmalen, auf jeden Parkplatz projizieren wie Dennis Gebäude in seinen Computerspielen, wenn er da fiktive Städte oder Verteidigungsanlagen baut, aber ganz Vilshofen? Ich versuche es mal:

Wenn man von Westen her die Donau herunter kommt, mit dem Zug auf genau den Gleisen, über die Daniel vor 30 Jahren Vilshofen für immer verlassen hat, dann kommt man in die Oststadt. Moment. Wieso heißt die Oststadt eigentlich Oststadt, wenn sie im Westen liegt? Also von der Vils aus gesehen, oder einem Kompass. Nur wenn man über die Donaubrücke auf Vilshofen zukommt, also aus dem Norden, dann liegt die Oststadt rechts von einem… na prima, hab mich schon verheddert.
Erdkunde war auch nie meine Stärke, weder mit Hauptstädten rund um den Globus, die ich bis heute nicht bereist habe, noch mit Gesteinsschichten, unter denen ich nicht begraben sein möchte. Aber nur wenn man mit dem Auto über die Donaubrücke auf Vilshofen zufährt, oder noch besser von Albersdorf aus bei Nacht den Hang herunter kommt, dann präsentiert sich die Stadt so eindrucksvoll wie nie, als atemberaubendes Lichtermeer. Nur von diesem Donauufer aus hält man Vilshofen wirklich für eine Stadt. Aus der Nähe betrachtet wird es sofort zum Dorf.
Zwischen den Gleisen und der Donau verläuft die B8 und führt so schnell an Vilshofen vorbei, dass einen nur die Ampel an der Donaubrücke länger aufhält, weil man die am Ortsausgang meistens schon nicht mehr wahrnimmt, und ehe man sich versieht ist man in Passau. Dahin sind die meisten wahrscheinlich sowieso unterwegs. Der einzige, der hier mal an einer roten Ampel stand, muss damals der schnelle Meyer gewesen sein, sonst wäre er an Vilshofen vorbei gerauscht. Aber er bog hier in die Ost- beziehungsweise Weststadt ein, nach links halt statt geradeaus.

Schreibe einen Kommentar

Schön, dass Sie kommentieren wollen, herzlich Willkommen! Vorher müssen Sie allerdings noch der Datenschutzerklärung zustimmen, sonst geht da nix. Danach speichert die Webseite Ihren Namen (muss gar nicht der sein, der in Ihrem Ausweis steht), Ihre E-Mail Adresse (egal ob echt oder erfunden), sowie Ihre IP-Adresse (egal ob echt oder verschleiert - ich hab keine Ahnung, ob Sie von Zuhause oder aus einem Internet-Café schreiben). Anders ist es mir nicht möglich zu gewährleisten, dass Sie hier kommentieren können, worüber ich mich sehr freue - denn es ist sehr frustrierend mit den mich sonst erreichenden, meist verwirrenden bis sinnfreien Werbebotschaften allein gelassen zu werden. Vielen Dank dafür, dass Sie da sind!

Noch ein kleiner Hinweis: Kommentieren Sie zum ersten Mal, erscheint Ihr Kommentar erst nach einer Prüfung des Inhalts, einzig um Spam von der Seite fern zu halten, in der Regel dauert das nicht länger als 24 Stunden - dabei handelt es sich nicht um Zensur, sondern um das limitierte Zeitfenster der berufstätigen Person hinter diesem Blog, die Ihnen den ganzen Krempel gratis zur Verfügung stellt. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit, und auf zur Checkbox.