Jetzt rauche ich die berühmte Zigarette danach. Und gleichzeitig die längste, denn es ist schon nicht mehr die erste, die ich da zwischen den Fingern halte. So gut war der Sex. Wenn man das überhaupt so nennen kann, denn ich hab ihn ja nur geträumt. Ach, von wegen nur! Ich will ihn nicht nur vom Ende her beurteilen, der mich dazu veranlasst hat die Bettwäsche zu wechseln, aber so lustvollen Sex habe ich Jahre nicht gehabt, losgelöst von Zeit und Raum, und ich sollte jetzt vielleicht an was anderes denken, aber das kommt gar nicht in die Tüte.
Verbotenen Sex hatte ich, in der Schule, nur diesmal war es kein Albtraum. Ich will es eigentlich gar nicht aufschreiben, und würde es auch nicht, wenn nicht ausgerechnet der so etwas wie ein Wachtraum gewesen wäre. Also muss ich doch, oder nicht? Vor allem kann ich davon schlecht den Zwillingen erzählen. Wenn ich herausfinden will, was der zu bedeuten hat, muss ich alleine dahinter kommen.
Anfangs war es noch ein gewöhnlicher Albtraum, ich war im C-Bau und hängte die beweglichen Wände des Musiksaales aus, oder versuchte es. Ich ruckelte an einem der Elemente und wollte es mit dem Fuß anschieben, als ich merkte, dass ich wieder mal keine Schuhe trug. Das fand ich komisch, denn die Aufgabe würde man ja wenigstens mit Arbeitsschuhen machen. Die Elemente bewegten sich überhaupt nicht, und ich war drauf und dran aufzugeben, als Nadja zu mir herein kam. Aber sie war eigentlich wieder Nadine, nur in einem älteren Körper? Ach, was weiß denn ich. Sie sagte, dass sie mir helfen würde, bat mich um die Schlüssel, die ich ihr gab, und sperrte die Tür von Innen zu. Aber die Schlüssel ließ sie stecken und nahm meine Hand in ihre.
In der Mitte des Musiksaales stand kein Flügel mehr, sondern ein Bett. Ich blieb wie angewurzelt stehen, und draußen vor der Tür hörte ich Schritte. Viele Schritte, es mussten mehrere Personen sein. Die gingen alle an der Tür vorbei und ich atmete auf. Als ich mich zu ihr drehte, waren wir schon nackt.
Nadine zwinkerte mir zu und hauchte: „Unter dieser Decke, empfängt den Onkel meine Hecke.“
„Was“, fragte ich spitz, „ist das hier?“
„Komm schnell mit auf die Matratze,“ sagte sie und das klang so überhaupt nicht nach ihr, also schüttelte ich den Kopf, aber es kribbelte mich überall, als Doris mich berührte, und das weckte in mir das Tier.
Das war jetzt schon meine fünfte Zigarette, und ich mach mir echt noch eine an, und damit ist’s dann auch gut. Ich will gar nicht ins Detail gehen, auch wenn ich dabei gar nichts anderes mehr gesehen habe als Details, unscharf und wundervoll, so schön könnte es in echt niemals sein. Das weiß ich auch, und mir ist die ganze Sache peinlich. Weil ich wusste, dass ich träume, und dass das nicht Nadja war, auch nicht Nadine, sondern nur was ich wollte. Es ist auch schon verdammt lang her, dass ich mit ihr, also einer Frau zusammen war. Zuletzt im Frühjahr mit Manu am Bootssteg. Ich steh anscheinend häufiger barfuß im eiskalten Wasser, fällt mir da auf.