23. September 2019 – Nachtschicht

Da ist die Freiwoche auch schon wieder um. Verdammt. Und heute Nacht wieder einen Schulalbtraum gehabt, fast so, wie beim letzten Mal. Zu früh gefreut. Ich wusste irgendwie, dass es eine Fortsetzung war, etwas später am gleichen Tag, oder was weiß ich. Nur diesmal hatte ich einen Schlüsselbund dabei. Es war der aus meiner Nachtschicht, aus den Schlüsselrunden, den ich jetzt gerade spüre, wie er in der Hosentasche gegen meinen Oberschenkel drückt.

Es war Nacht, und ich machte die Schlüsselrunde durch die Schule. Alle Eingänge musste ich prüfen: die Raucherecke, dann hinter der Bibliothek den Ausgang auf den kleinen Pausenhof. Es war dunkel, so ähnlich wie bei Schuldisco, nur ohne DJ, ohne Musik und alles, nicht mal Trockennebel. Darüber war ich allerdings ganz froh. Und ich spürte, dass ich nicht alleine in der Schule war. Ich kam die hintere Treppe hoch, am Musiksaal vorbei, Richtung Haupteingang. Der Durchgang zum A-Bau war stockfinster, ein schwarzes Loch und ich ging zur Doppeltür, die nach draußen führt. Ich wollte raus, und nicht in den anderen Gang hinter mir hinein. Ich wusste, dass dort etwas auf mich wartete, ganz am Ende, im Biologie-Zimmer. Ich hielt die Schlüssel umklammert, und wollte mehr zusperren, als es Türen gab, und nichts auf.

Hinter jeder Tür konnte es lauern, wie das Alien auf der Nostromo, und ich hatte anstelle eines Flammenwerfers nur mein Feuerzeug dabei, das nicht anbleiben wollte. Ein Wind blies vom A-Bau her, und pustete es immer aus. Suchte ich nach dem Alien, oder war ich nur seine nächste Beute? Kein Geräusch, nichts wahr zu hören, und selbst die dämliche Schulglocke hätte jetzt beruhigend auf mich gewirkt, so ähnlich wie eine Computerstimme, die den Countdown bis zur Selbstzerstörung herunter zählte.

Oder ist es eigentlich andersherum? Bin ich das Alien? Das Kuckucksei, das ins falsche Nest gelegt wurde, das hässliche Entlein? Waren die Lehrer diejenigen, die sich vor uns gefürchtet haben? Nein, das Lehrerzimmer war das Nest, und jedes der faulen Eier dort konnte aufplatzen und einem ins Gesicht springen. Sogar die blauen Rauchschwaden hatte es dort, von Zigaretten, Zigarillos und der einen oder anderen Pfeife. Damit betäubten sie einen, und wer dann zu schwach wurde, um noch zu fliehen, den grabschten sie sich und machten ihn fertig. Es wurde einem speiübel, und dann trug man plötzlich etwas – nicht in sich, aber vor einem her, fremdgesteuert von den Lehrern, für sie, irgendwohin. Arbeitshefte, Bücher, sowas halt.
Die Schlüsselrunde im Krankenhaus war grad echt gespenstisch, alles wegen dem Scheiß-Albtraum. Ich hab direkt eine an der Auffahrt aus der Tiefgarage rauchen müssen. Dort stehe ich eigentlich ganz gerne, nur eigentlich unter der Überwachungskamera, anstatt davor. Mir war irgendwie wohler, wenn ich wusste, dass man mich oben auf einem Monitor sehen konnte. Gefühltes Backup im Kreuz.

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