09. Dezember 2019 – Frühschicht

Der PJler mit seiner Laktose-Intoleranz (oder war es Gluten? Was weiß ich, irgendeine Allergie oder Lebensmittelunverträglichkeit), hat gestern zur Nachtschicht die leckersten veganen Weihnachtsplätzchen oder Kekse mitgebracht, die ich jemals gegessen habe. Also gemessen an dem einen, den ich noch abbekommen habe. Ich glaube niemand erinnert sich deswegen hinterher an Details der Übergabe, aber das Rezept wollten alle haben.
Eben war er noch beim Ofen auf 150o vorheizen gewesen, und auf einmal war da von einer 60 km langen Feuerfront in meiner Küche die Rede. Wo sollte ich die denn jetzt her nehmen? Ach so, es ging um ein Megafeuer vor Sydney.
Ich kann mir das nicht vorstellen. Das ist länger als die Strecke von Vilshofen nach Dietersburg, die ich mit Lukas so oft gefahren bin. Wenn da eine Feuerwand wäre. Das würde auffallen. Aber wenn das Klima die andere Seite der Welt erwischt, ist das den Leuten hier egal. Umgekehrt wahrscheinlich genauso. Wir machen da grundsätzlich schon viel zu lange was verkehrt.
Warum messe ich eigentlich noch immer alle Entfernungen in den Dorfabständen von Niederbayern? Vielleicht weil sich die Abstandsangaben der Ortsausfahrtsschilder so ins Gedächtnis eingebrannt haben, wenn man Woche um Woche dran vorbei fährt? Sonst gab es dort auch nichts zu sehen, dafür war es einfach immer zu dunkel. Ohne Fernlicht konnte man nicht weiter als 50m gucken. Und der Straßenverlauf ist so kurvig, dass die nächste scharfe Abbiegung nie weiter als 75m entfernt war. Zum Glück ging der Trabi nicht so schnell wie der VW-Bus von Markus, so dass uns nichts überraschte, außer vielleicht mal ein Reh beim Seitenwechsel.
Das einzige Feuer, das uns mal Sorgen bereitet hat war, als Lukas versucht hat ein Feuer mit Benzin aus dem Reservekanister anzufachen, dann aber stattdessen der Kanister selbst Feuer fing. In Panik hatte er es dann in den See geworfen, an dem wir saßen. Wir wussten dann nicht ob wir Hilfe holen sollten, aber dann hätte das Feuer womöglich in der Zwischenzeit auf das Ufer übergegriffen. Also entschieden wir uns zu bleiben und stupsten den brennenden Kanister mit Stöcken zurück aufs Wasser, wenn er dem Ufer zu nahe kam, bis er schließlich erlosch. Das hatte sogar irgendwie Spaß gemacht. Dann fischten wir ihn heraus und fuhren nach Hause.

Nach dem Sommer 1990 holte uns dann der Alltag ein, der uns das ganze Tamtam um die bevorstehende Wiedervereinigung vergessen machte. Ich trat meinen Zivildienst an, was ich immer vergesse, weil ich den ja an der gleichen Klinik machte, an dem ich direkt im Anschluss meine Ausbildung anfing.
Lukas wiederholte das verkackte Schuljahr einfach nochmal, und war so Goldhammer immerhin als Kollegstufenleiter los geworden, denn der Nachfolger von Talmüller übernahm diesen Jahrgang. Deswegen hatte ihn Goldhammer zwar noch immer auf dem Kicker, kriegte ihn aber nicht mehr so oft zu Gesicht wie bisher. Aber es gab noch eine andere Entwicklung, die den entscheidenden Unterschied machte: sein kleiner Bruder kam ans Gymnasium, und zog zu ihm nach Vilshofen. Es war ein bisschen so, als wäre er über Nacht Vater geworden, und der Anforderung wurde er problemlos gerecht. Sicher hat er auch ein wenig von sich selbst in Lothar gesehen, dem er ein ebenso guter großer Bruder sein wollte, wie Markus für ihn. Jetzt waren nur noch seine beiden Schwestern bei den Eltern in Eging.

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