Der Lichtwecker hat mich tatsächlich aufgeweckt. Und wirklich das Licht, weil draußen war es ja noch dunkel. Erschreckt haben mich nicht einmal die Ziegen, die ich als Geräuschkulisse gewählt habe. Das erschien mir gestern als bessere Wahl, als wegen Wellenrauschen gleich Toilettendrang zu spüren. Na ja, stattdessen hat mein Nachbar jetzt halt eine Ziege in meinem Schlafzimmer meckern hören, was könnte da schon schief gehen?
Was ich nach zwei Tagen in Vilshofen (muss ich nicht die Anreise als dritten Tag mitzählen?) nicht geschafft habe, war Lukas zu sagen wie leid es mir tat, ihn dort allein gelassen zu haben. Und dann erst noch der ganze Rest…
Fünfundzwanzigster Dezember
Als ich mich aus dem Haus schleichen wollte, ertappte ich Marlene dabei, wie sie mit ihrem Kopf in meinem Schuh steckte. Bei ihrem Fluchtversuch hätte sie beinahe alle geweckt, aber dann beäugte sie mich aus sicherer Entfernung, ob ich ihr nachstellen würde. Aber da sie mir keine Geschenke hinterlassen hatte, verließ ich nur die Wohnung und ging runter an die Wolfach, und vom Krankenhaus zurück am Gymnasium vorbei, das ich von vorne nicht wiedererkannt hätte.
In der Wohnung machte ich uns Omelettes zum Frühstück, und Sandra kam noch vor Lukas aus dem Schlafzimmer angeschlichen.
„Hab ich dich geweckt?“
Sie schüttelte den Kopf. „Meine Blase. Weil unser Kind die wohl als Kopfkissen benutzt, oder was weiß ich. Jedenfalls möchte ich das, was du da in der Pfanne hast bitte gleich auf einem Teller haben, wenn ich aus dem Bad komme.“
Als sie dann zufrieden auf dem Omelett kaute, musterte sie mich eine Weile, und deutete dann mit den Gabelzinken auf mich. „Du hast wegen irgendwas ein schlechtes Gewissen.“
„Wie kommst du denn darauf?“
Sandra perforierte ihr Omelett mit der Gabel. „Weil man’s schmeckt.“
„Ich will’s ja gar nicht abstreiten – -“
„Hah!“, schmatze Sandra zufrieden, und stand auf. „Kaffee?“