23. November 2019

Die Nacht in Berlin habe ich nichts geträumt, sondern so tief und fest geschlafen, wie lange nicht. Die beiden tun mir gut. Wir haben bis tief in die Nacht gequatscht, gelacht und Musik gehört. Das hat so gut getan! Und ich wollte das gerade nachtragen, aber dann fiel mir ein, warum ich und Lukas in dem Traum auf dem Dach vom Gymnasium waren!
Wir haben auf die Schule geschissen. Sprichwörtlich. Also eigentlich nur Lukas. Und wer richtig auf sie scheißen möchte, muss ihr vorher auf’s Dach steigen. Das was gar nicht so einfach, wie es sich anhört.
Tagsüber, während man auf die nächste Unterrichtsstunde wartete, ging das manchmal im C-Bau, im Wissenschaftstrakt. Die Physikräume im ersten Stock hatten Glastüren, die auf die mit Kies bedeckte Flachdächer führten. Manchmal waren sie nicht abgeschlossen, dann trauten wir uns raus und lüfteten uns durch, oder gingen auch mal vor bis zur Kante und guckten runter. Wer dabei erwischt wurde, durfte nahezu sicher mit einem Verweis rechnen. Nur kurz vor den Sommerferien, wenn es dort unerträglich schwül war, wurde auch mal ein Auge zugedrückt. Aber Übung allein macht noch keinen Meister, und bringt einen schon gar nicht nachts auf’s Dach. Also musste die Kacke zur Not eben anders dort hinauf gelangen. Daniel schlug vor in eine der Mülltüten vom Pausenhof zu kacken, und die dann einfach mit Schwung hoch zu werfen. Damit hätte ich mich schon zufrieden gegeben, aber Lukas schüttelte den Kopf.
„Na, des is ned des söibe, wia auf’d Schule scheißen. Dazu muaß die Scheiße a von oben drauf foin.“
„Tut sie doch, sonst kommt sie ja gar nicht hoch. Parabelflug und so.“ Daniel wollte bestimmt in Wahrheit nur zügig nach Hause, weil er schon wieder länger als vereinbart unterwegs war.
„Mai, kimm du mir ned mit Mathe. Hier geht’s ums Prinzip,“ beharrte Lukas. „Wenn mia der Schui auf’s Dach steig’n, und dort auf sie scheißen dean, dann is des so eps wia a symbolischer Akt.“
„Also auch eine Parabel,“ grinste Daniel, aber Lukas entging der Scherz.
„Du und dai Schmarn! Geh, kim Johann, moch mia a Räuberleiter.“
Und so nahm das Unheil seinen Lauf. Irgendwie schafften wir es Lukas auf das Dach des Pausenhofganges zwischen A-Bau und Turnhalle zu bekommen. Für den C-Bau hätte einer von uns schon Spiderman sein müssen.
Lukas wollte noch höher klettern, aber wir konnten ihn davon abbringen, denn noch weiter oben, auf dem Gebäudedach würde ja niemand mehr außer Vögeln den Haufen sehen können, und die würde das wahrscheinlich wenig beeindrucken. Das überzeugte ihn, und so entschied er sich dafür sein Geschäft in besserer Sichtweite der Fenster zu machen. Dann wurde es oben still, und ich rauchte darunter stumm mit Daniel. Einer dieser perfekten, friedlichen Momente, die einem aus heiterem Himmel 30 Jahre später einfallen.
„Dauert’s noch lang?“
„Psst!!“
„Ja, ja, schon gut.“
Wir hielten die Stellung und schirmten das Glimmen unserer Kippen mit der freien Hand zur Straße hin ab. „Scheiße.“
„Na endlich.“

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