01. Dezember 2019 – Frühschicht

Wie ungewohnt das schon wieder geworden ist, überhaupt wieder bei Tageslicht in der Klinik zu sein. Es wird schon langsam hell auf dem Weg zur Arbeit, und das Licht bleibt die ganze Schicht über da, wenn auch nur trüb. Aber es ist noch noch nicht wieder dunkel, wenn man geht.
Die Übergabe war anstrengend, tatsächlich alle Kinder neu, ich muss die Kolleginnen mehr als sonst fragen, und natürlich ziehen sie mich deswegen auf. Zum Glück habe ich ihnen aus Berlin noch Sanddorn-Schnaps mitgebracht und behauptet, der sei von Rügen. Hatte ich ja auch so vor gehabt, wenn nicht meine überstürzte Abreise dazwischen gekommen wäre. Am Bahnhof dort hatten sie keinen gehabt, Dennis fand aber auf seinem Smartphone heraus, wo man welchen in Berlin bekommt.
Und wie laut so ein Tag vergleichsweise ist. Es wirkt viel geschäftiger, aber es ist auch mehr Personal um einen herum unterwegs, so dass man auch nicht mehr zu tun hat, als in einer Nachtschicht. Nur in weniger Stunden, dafür aber gleichmäßiger. Allein der Wegfall der Assistenz in der Notaufnahme sorgte da schon für Entspannung. Nur Schreiben geht halt nicht. Deswegen war ich noch in der Kantine Mittag essen, und sitze jetzt entspannt zu Hause und komme ungestört dazu. Unterm Strich ein stotternder Anfang, aber das dürfte der Leyenkommission [!sic] in Brüssel heute auch nicht anders ergangen sein.
Aber jeder Wechsel von Schulferien zu Unterricht hatte sich schlimmer angefühlt. Der nach dem Sommer 1989 war aber mit nichts zu vergleichen, da kamen wir von einem anderen Planeten. Der lag zwar mit dem Bergerparkplatz nur um die Ecke, im gleichen Sonnensystem, jeder kannte ihn, aber es waren nur eine handvoll von uns je dort gewesen. Es mag ein kleiner Schritt für uns gewesen sein, aber noch lange kein Katzensprung für die anderen. Wie Astronauten waren wir über den Mond gelaufen, leichtfüßiger, zu großen Sprüngen fähig, und die Erde erschien uns von dort aus tatsächlich schöner zu sein, beschützenswerter. Die Zelte blieben einfach dort stehen, wie die Mondfahrzeuge und Fahnen auf unserem Trabanten. Mit Monika konnten wir zwar zurück in die Umlaufbahn um die Erde, aber die Sehnsucht nach dieser anderen Heimat blieb. Eine Sehnsucht, die nicht mit dem Mond selbst zusammen hing, sondern den Kosmonauten, denen wir dort begegnet waren, und deren Rakete einen anderen Kurs eingeschlagen haben musste. Der Bergerparkplatz war für uns jetzt wieder genauso leer, wie für unsere Klassenkameraden. Auch die Vilshofener waren wieder so grantig wie zuvor. Genau wie wir es den Journalisten zu erklären versucht hatten. Jetzt waren sie wieder wie immer, und kein Zeuge weit und breit.

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