08.08.20

Scheiße. Positiv. Immerhin fühle ich mich gut, alles bestens. Aber ich weiß ja, dass ich selbst mit Symptomen wahrscheinlich bereits weniger ansteckend wäre, als in den Tagen zuvor. Von daher war das wirklich die richtige Entscheidung.
Wenn es schlimm wird, soll ich mich ins Krankenhaus begeben und um Remdesivir bitten, so hat es mir Heßler gestern gesagt. Jetzt lese ich, die sind von Gilead Sciences – das kann doch nur ein schlechter Scherz sein, oder? Wenn man sich nur noch von Trollen und dummen Zufällen umgeben fühlt … ist man dann womöglich selbst einer? Können tausend Fliegen irren? Oder hunderte Geisterfahrer?
Hoffentlich hat sich Heßler nicht angesteckt, als er mir den Abstrich nahm. Oder als er danach noch blieb um mit mir Bier auf dem Balkon zu trinken, jeder in seiner Ecke mit der Wand anstoßend.
Ich glaube er war ganz froh darüber mal aus seiner Wohnung herausgekommen zu sein.
„Warst du überhaupt schon mal bei mir?“, fragte ich ihn.
„Nein. Hätte ich dich sonst nach deiner Adresse gefragt?“
„Ich meinte in meiner alten Wohnung – ach, ist ja auch egal. Schön, dass du da bist, auch wenn die Umstände … nun ja.“
„Sag ‚A‘ und bringen wir es hinter uns“, sagte er, zog sich Handschuhe an und rührte mir mit dem Stäbchen im Hals herum.

„Oh, ein Augustiner? Sehr aufmerksam“, sagte ich.
„Man sah dir an, dass dir das neulich besser schmeckte, als was ich für gewöhnlich bevorzuge. Warum hast du nie etwas gesagt?“ Heßler trank natürlich wieder etwas Belgisches aus der Dose.
Er erzählte mir was von einer Theorie, dass sich die verschiedenen Regierungsformen immer zyklisch wiederholen würden. Schon wieder ein Grieche, hab den Namen vergessen. Klang irgendwie nach einem Polizisten.
„Was kommt denn nach der Demokratie?“, fragte ich.
„Nachdem sie zusammengebrochen ist, erstmal Chaos und Anarchie. Danach Monarchie oder ihr dunkler Zwilling, die Tyranei.“ „Scheiße. Da sind wir ja schon. Letzter Diktator in Europa und so.“
„Eigentlich sieht man gerade alle gleichzeitig am Werk. Also auch Aristokratie und Oligarchie, der alte Adel und das neue Geld, die Wirtschaft, sowie das Gegenstück zur Demokratie, Ochlokratie.“

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