Rügen – Herbst 2019

Hab keinen Bock auch im Urlaub die Tage durch zu nummerieren. Meine Tage werden schon oft genug durch Zahlen bestimmt, jetzt ist Schluss damit! Zeit was anderes zu probieren. SMS von Schwester Heide bekommen. Soll ihr Heilkreide mitbringen. Bitte was? Aber dann muss ich mir immerhin kein Geschenk mehr für sie aus den Fingern saugen. Nur finden muss ich das Zeug auch. Und wenn ich schon dabei bin, sollte ich auch der Station was mitbringen. Alles, nur kein Bernstein, dass ist schon mal klar. Zur Not halt was Hochprozentiges, das geht ja immer.

Hinfahrt

Uh, gleich mal eingeschlafen und hinter Hannover zwischen völlig anderen Leuten aufgewacht, als mit denen ich losgefahren bin. Dabei wollte ich hier über das was Dr. Heßler von Zügen gesagt hat nachdenken, wenn ich schon in einem sitze. Immerhin sind Koffer und Rucksack noch da. Und ein Speichelfleck auf dem Pulli. Hoffentlich ist’s meiner. Für einen Beobachter, der bei dessen Entstehung zugeguckt hat, verging die Zeit garantiert langsamer, als für mich. Auch eine Form von Dilatation, bei der aber den Zuschauern die Spucke wegbleibt.

Pinkeln vor Wolfsburg.
Könnte auch eine Textzeile in einem Punksong sein.

Mit ein bisschen Verspätung Berlin Richtung Stralsund verlassen. Mir wird ein bisschen schlecht beim Schreiben. Wackelt zu dolle und im Augenwinkel zieht die Landschaft vorbei. Nicht gut. Versucht in mein Buch zu gucken, aber konnte mich nicht konzentrieren. Wahrscheinlich weil mir noch ein bisschen übel war. Also Musik gehört: „Permanent Waves“. Ich fahr ja ans Meer.

Eingecheckt, dann noch schnell einkaufen gewesen. Wurde knapp, hab mich aber mit dem nötigsten eingedeckt: Junkfood, Alkohol und Zigaretten. Bevor ich jetzt aber mit dem Schreiben anfange, gehe ich nochmal raus, auf den Pier oder wie das heißt.

Ganz schön frisch draußen. Jetzt aber nochmal zur Bahnfahrt, bevor ich es vergesse, vor lauter neuen Eindrücken. Meistens fahre ich ja gerne mit dem Zug. Ausdrücklich das Fahren, nicht die Umsteigerei, wenn man droht den Anschlusszug zu versäumen, oder nicht das richtige Gleis findet. Nach Sassnitz musste ich öfter umsteigen, als mir lieb war. Hinter Hannover saß mir im Abteil eine elegant gekleidete ältere Frau gegenüber, bei der mir erst auf dem zweiten Blick auffiel, dass sie keinen ausgefransten Fuchsschal trug, sondern in den Kleider- und Mantelfalten versteckt einen kleinen Hund. Einer von der Sorte, die immer so aussehen als würden sie frieren, vor Angst zittern, oder sich wie im Zeitraffer bewegen. Ein Schosshündchen, aber das ist ja keine Rassezuschreibung, da kenne ich mich Null aus, eher so zur Größenbestimmung. Er blinzelte – oder versuchte es wenigstens – aus verklebten, ängstlichen Augen durch das Abteil, und die Dame parkte ihn auf ihrem Schoß. Bestimmt hat sie schon bessere Tage gesehen, denn sie fuhr gerade zweiter Klasse, und nicht auf dem Rücksitz einer Limousine, wie es ihrer Garderobe angemessen gewesen wäre. Vom Geruch her hätte es auch ein Theaterfundus sein können.

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