11. Dezember 2019 – Frühschicht

Oh, gestern Abend hatte es also ein Erdbeben gehabt, eine 2 auf der Richterskala. Ob ich deswegen nicht schlafen konnte und so unruhig war? Möglich wär’s. Oder das ist wie mit dem Vollmond, wo man aus dem Fenster guckt, wenn man nicht schlafen kann, und wenn da ein Vollmond ist, sagt man, klar, das ist wegen dem Vollmond! Und wenn man gut schläft, guckt man da aus dem Fenster und bemerkt mal einen Vollmond? Eher nicht. Also erinnert man sich nur an den Vollmond.
Und ich glaube jetzt eben, dass ich Erdbeben spüren dann. Bin ja auch lang genug hier, länger als viele meiner Kolleginnen.
Iris fragt, ob ich morgen die Schicht tauschen kann. Klar kann ich.

Jetzt sitze ich müde zu Hause, obwohl ich gerade einen Mittagsschlaf gehalten hab. Freiwillig, weil ich ja nachher das Date mit der Yoga-Frau habe. Geträumt hab ich glaube ich sogar auch was, aber das ist alles weg, verschwommen und verwaschen, wieder versickert. Ich denke an diese ersten Jahre in Aachen, in denen ich noch immer an Nadine dachte. Wahrscheinlich auch deshalb, weil ich alle Frauen um mich herum mit ihr verglich, und schon in der Zivildienstzeit war ich allein unter Frauen geblieben, und während der Ausbildung durfte ich sogar im Schwesternwohnheim wohnen. Ich hatte mich lange keusch und brüderlich gegeben, es genügte ja niemand meinen Ansprüchen, von denen ich nicht mal wusste woran ich sie fest machte, denn ich kannte Nadine gar nicht richtig. Aber ich projizierte alles auf sie, machte sie zu einer Heiligen, der einzig waren Frau, die ich lieben könne, und natürlich war das bekloppt.
Ich ging zwar fast jeden Tag mit einer anderen aus, aber eben nur zum Essen, auf ein Bier, ins Kino, Theater oder sogar Ballett, aber alles ohne Hintergedanken. Wir arbeiteten zusammen, und alles, was zur Abwechslung mal nicht nach Desinfektionsmitteln roch, war willkommen. Nach irgendwas war ich auf der Suche, aber ich hätte es nicht mal benennen können, hielt es fälschlicherweise aber für Liebe. Wahrscheinlicher ging es mir um Sex, denn ich war damals selber noch Jungfrau. In Vilshofen hatte sich nie etwas ergeben, sicher auch weil ich vielen Suspekt war, nicht wegen den langen Haaren und all dem, sondern wegen der Sache mit der Rasierklinge.
Vielleicht hat mich das auch zum Frauenversteher gemacht, denn das war meine Periode gewesen, halt alle auf einmal, und ab da galt ich anderen als schmutzig. So richtig Mittelalter, da wird die Milch sauer, wenn der nur an einem vorbei geht.

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