26.02.20

„Ist ja schon gut, aber im Augenblick habe ich wirklich keine Kapazitäten um …“
Ich schüttelte den Kopf. „Das wird sowieso noch dauern, weil ich die Playlist erst noch zusammenstellen muss. Ein paar Platten bringe ich dann mit.“
„Wenn das eh noch Zukunftsmusik ist, dann … meinetwegen.“ Heßler seufzte. „Aber denk dran, keine CDs, die kann ich nicht abspielen.“
Ich versprach es ihm und erzählte noch von meiner neuerlicher Begegnung mit Fech… Fichter. Dass er eben doch etwas ausgesprochen hat, was bisher verschwiegen wurde.
„Wirtschaftswunder“, nannte es Heßler verächtlich. „Das einzige Wunder war, dass es ihnen in der Wirtschaft beim Saufen die Zunge gelockert hat. Und wenn sie wieder nüchtern waren, haben sie schnell was auf oder vor die Trümmer gebaut, bis man nichts mehr davon sah.“ Er schnaubte. „Und damit haben sie unsere Spielplätze kaputt gemacht. Ich habe noch in den letzten Trümmern gespielt und war dort Zuhause. Dort draußen fühlte ich mich wohl. Wenn da mal was umfiel, kaputt ging und zerbrach, störte sich niemand daran. Das machte uns glücklicher als der wirtschaftliche Aufschwung, auch wenn unsere Mägen nicht mehr so dolle knurrten. Mit den Trümmern verschwanden allmählich auch unsere Spielplätze.“
Ich beschloss ihn nicht weiter darauf anzusprechen. Die Anspannung war auch so schon mehr als ungesund.
„Übrigens wäre es vermutlich für uns alle besser, wenn wir uns privat nicht mehr sehen“, schlug er wie aus dem Nichts vor.
„Was? Wieso? Hat wer was gesagt?“
„Nein, wegen dem was da auch immer kommt. Darauf wird es hinaus laufen. Abstand halten.“
„Aber wir arbeiten doch zusammen!“
„Es geht darum Kontakte zu reduzieren.“
„Wegen einer schlimmen Erkältung?“
„Das ist mehr als das. Diese Sache mit dem Geruchsverlust? Das steckt vielleicht auch noch eine Nervensache dahinter.“
„Das wird mir alles zu viel“, sagte ich kopfschüttelnd. „Ich weiß langsam nicht mehr, wie ich damit klar kommen soll.“
Heßler nickte. „Dagegen hilft nach meiner Einschätzung nur mehr Wissen.“
„Noch mehr? Wenn ich noch eine Meldung höre, dann drehe ich durch. Ich weiß längst nicht mehr was ich glauben kann, und was nicht!“ Ich stand auf, als hätte allein meine Anspannung die Knie durchgedrückt. „Du hast schon rot unterlaufene Augen wegen den ganzen Informationen.“ Weil ich nicht wusste wohin mit mir, setzte ich mich wieder hin. „Was kommt jetzt? Zwei – drei, vielleicht zehn Jahre Ungewissheit? Das halte ich nicht aus!“
„Dir wird kaum etwas anderes übrig bleiben. Wir werden uns eine Weile einschränken müssen, bis wir mehr wissen, und dann sehen wir weiter.“
„Heißt das nicht, dass unser Leben, wie wir es einmal kannten jetzt für immer vorbei ist?“

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