26.02.20

„Bin mir nicht sicher, aber ich glaube ich bin ihm mal auf einer Konferenz begegnet. Da haben wir aber nicht über Medizin gesprochen.“
„Sondern?“
„Blues- und Rockgitarristen. Wenn ich mich nicht irre, dann spielt er sogar selber.“
Das klang dann doch wenigstens sympathisch. Ich bedankte mich und ging schnell nach Hause. Oder wo es einmal war. Ziellos kam ich an, setzte mich in die dunkler werdende Wohnung und trauerte der untergehenden Sonne nach.

Mir wächst schon wieder alles über den Kopf. Ich kann das nicht mehr. Habe Walentyna eine E-Mail geschrieben, dass wir das mit dem Filmabend besser verschieben – ich könnte es nicht ertragen, wenn ich sie mit dem Virus anstecke, es aus der Arbeit mit nach Hause bringe und weiter verbreite. Dazu hätte ich sie schon viel zu gern. Es muss ein böses Omen gewesen sein, dass ich nach unserem Date – das keins sein sollte – in einen Hundehaufen getreten war.
Es bricht mir das Herz, aber ich muss damit jetzt alleine klar kommen.

Die Nachrichten sind voll mit dem Quatsch, den die Politprominenz heute in Niederbayern von sich gegeben hat. Politischer Aschermittwoch – dass ich nicht lache. Polemik und Bier. Das einzige Mal im Jahr, dass Vilshofen in den Nachrichten ist.
Wen oder was hat Vilshofen auch schon hervor gebracht? Ritter Tuschl? Der klingt wie das Klatschmaul nach dem später eine Schule benannt wurde, aber ehrlich gesagt erinnere ich mich nicht mal mehr an seine Heldentaten. Und ich bin vier Jahre lang auf diese Schule gegangen. Da hatte ich meine Ritterphase schon längst wieder hinter mir gelassen, nämlich gleich im Passauer Kindergarten. In der Grundschule stand ich schon auf Science Fiction, Hauptsache irgendwas mit blinkenden Knöpfen, Bildschirmen und Raumschiffen. Schwerer Stand für einen Tuschl.
Und für Josef Groll beziehungsweise seine Erzeugnise war es noch zu früh. Er ist der mit Abstand berühmteste Vilshofener, wenn er dazu auch erst „nach drüben“ gehen musste, als Erfinder des Pils-Bieres. Glaubt einem keiner, ist aber so. Er wurde an die Tschechen ausgeliehen, als Bierbrauer, so wie heute Fussballspieler. Alles, was er wollte, war wieder Zuhause sein, im Wolferstetter-Biergarten sitzen. Genau das hat er dann auch gemacht, bis er tot von der Bank rutschte. Denn gemütlich sind Bierbänke nicht. Man sitzt hart, direkt auf Holz, ohne Rückenlehne. Man hält sich also notgedrungen vorne fest, am Bier. Schützend, liebevoll. Es wird darin hinein geschwiegen oder es lockert die Zunge, dann wird’s auch mal laut. Aber ein Prosit der Gemütlichkeit? Sich Politiker schönsaufen müssen? Nix gibt’s, so fui kost goa ned saffa!
Außer die Ortenburger offensichtlich.

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