26.02.20

„Ruhig Johann. Hol erstmal Luft“, sagte Heßler und klopfte mir aufmunternd auf den Rücken. „Selbst wenn dem so wäre, glaubst du das interessiert das Virus?“
Ich schüttelte den Kopf und ließ ihn anschließend hängen.
„Eben. Ich hab es immer gehasst, wenn uns Leute Tropenkrankheiten einschleppen, weil sie sich nicht vorher informiert haben, und dann machen sie einem hier Vorwürfe, wenn Narben oder Nebenwirkungen bleiben. ’Aber ich war doch im Urlaub!’ – Da krieg ich nen Hals. Solche Typen gab es schon immer. Das waren die, die sich während der Pest gesagt haben: ‚Wenn eh schon alles egal ist, dann lasst uns nochmal richtig die Sau rauslassen.‘ Und dann tanzen sie auf den Gräbern, bis sie selbst drin liegen, stecken unterwegs aber Dutzend andere an und verbreiten es die ganze Zeit weiter.“
„Du meinst, wenn sie nach dem Skiurlaub Karneval feiern?“
„Genau. Deswegen ist es jetzt wichtiger denn je die Nerven zu bewahren und den richtigen Leuten zuzuhören. Solchen, die sich mit Viren auskennen.“
„Zum Beispiel?“
„Dem Arzt von der Charité, der schon den Münchner Cluster untersucht hat? Der mit seinem Team einen PCR-Test entwickelt hat der funktioniert?“
„Ich hab keinen Nerv für wissenschaftliche Studien.“
„Der war heute in einem Podcast zu Gast, das war allgemeinverständlich. Und kurz. Der kommt ab sofort wohl sogar täglich.“
„Ist das dann nicht wie Radio?“
„Ich kenn mich nicht so aus, aber er hat da die Situation im Iran angesprochen, wo viel zu viele Leute sterben, also im Vergleich zu den gemeldeten Zahlen.“
„Das wollte ich glaube ich lieber nicht wissen.“
„Tut mir leid, aber da müssen wir durch.“
„Aber das kann ewig dauern!“ Ich zitterte am ganzen Körper. „Ich möchte aber, dass es aufhört! Ich will Dinge wieder rückgängig machen …“
„Moment, wovon reden wir überhaupt?“ Heßler hielt inne. „Wie wäre es erstmal mit einem Bier?“
Ich schüttelte den Kopf. „Danke, ich geh besser nach Hause. Mir ist nicht gut.“
„Warte, lass mich dir noch einen Tipp mitgeben.“ Er schloß die Augen und überlegte angestrengt. Dann öffnete er sie wieder, sah mich an und sagte: „Umgib dich mit Menschen, die schlauer sind als du. Das beruhigt. Von Dümmeren umgeben rutscht man ehe man sich versieht mit in die Panik ab.“
„Und wenn die Schlauen in Panik verfallen?“
Heßler zuckte mit den Schultern. „Dann sind wir sowieso am Arsch. „Hör dir den – Drosten! So heißt er. Hör dir den Drosten wenigstens mal an. Such nach Corona und NDR, da kann man das auch auf der Webseite hören, wenn das dein Telefon überfordert.“
„Kennst du den etwa?“

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