Scheiße, der Junge hatte Corona. Und einen Blinddarm weniger. Das darf doch nicht wahr sein! Als hätten wir den Elefant im Raum nicht gesehen. Aber diese Bauchschmerzen – wenn wir mit der OP auf das Testergebnis gewartet hätten, und es wäre doch eine Blinddarmentzündung gewesen, was dann?
Tagebuch eines New Yorker Arztes.
Unfassbar.
Tel-Konferenzen mit den Kollegen aus Bergamo, und aus der
Beschreibung geht eindeutig hervor, das dort längst Triage praktiziert wurde. Die Überlebenschancen nur grob abschätzen zu können genügt, das moralischen Dilemma bleibt gleich. Und warum? Weil wir uns nicht vorbereiten mussten. Zeit genug wäre gewesen, das hat der Schweizer Professor bestens dargelegt mit den Reaktionen in Asien, Taiwan zum Beispiel.
Und in New York? In zwei Wochen von den ersten Einzelfällen zu überquellenden Häusern, mit Patienten auf dem Gang und mehrere an einer Sauerstoffleitung.
Alle Organe können betroffen sein, hunderte kommen bereits tot mit dem Krankenwagen an. Jetzt verstehe ich leider auch die Notwendigkeit der Massengräber.
Früher oder später muss die Pandemie doch alle zur Vernunft bringen. Spätestens wenn jeder jemanden kennt, der daran gestorben ist, dann ist man den Toten doch dazu verpflichtet, oder nicht?
© Jens Prausnitz 2023