Als Walentyna die DVD auspackte und das Cover begutachtete blinzelte sie erst, und tat dann einen Seufzer. „Ist das ein dezenter Hinweis darauf, dass du mit mir vögeln möchtest?“
„Was?“
„Johann, der sitzt nackt auf einer Stange.“
„Ach so, Birdy, sehr witzig. Gleich das nächste Wortspiel der Bibliothe-Karin.“
„So langsam scheinst du mit zu kommen.“
„In dem Film geht es aber wirklich um Vögel. Und schräge Vögel.“
„Weiß ich doch. Ich hab das Buch gelesen.“
„Birdy war ein Buch?“
Sie hob nicht einmal die Augenbrauen, sondern las etwas auf der
Rückseite. „Ah, Peter Gabriel hat die Musik geschrieben. Sehr schön.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Bin nicht so der Fan, da bevorzuge ich eher die Phil Collins Ära.“ „Was?“
„Wegen Genesis? Ich dachte du wärst so katholisch. ‚Jesus he knows me‘ und so?“
„Du bist ein richtiger Scherzkeks, weißt du das?“
„Na ja, ich wollte beim Bandgedanken bleiben, nicht den Solo- Karrieren. Das fühlt sich sonst wie ein schlechtes Omen an.“
„So schlecht waren die Filme jetzt auch wieder nicht.“
„Heh, den hab ich verstanden!“ Meine Güte, was für eine tolle Frau. Und natürlich kam dann ihr Bus.
„Wieso grinst du so?“, fragte sie mich, als die Türen aufgingen.
„Ach, ich musste gerade daran denken, was wir meinem besten Freund immer erzählt haben. Der kam eigentlich aus München, und wenn wir ihn ärgern wollten, wenn er wieder von dort vorschwärmte, weil irgendwas dort natürlich besser war, als bei uns, dann sagten wir immer ‚München sei nicht Bayern‘ zu ihm.“
Jetzt lächelte sie ganz bezaubernd, dass es mich einmal komplett durchtingelte. Dann gab sie mir einen Kuss auf die Wange. Nicht dran vorbei, sondern richtig drauf.
„Und die andere Seite?“, flüsterte ich.
„Beim nächsten Mal vielleicht“, hauchte sie und verschwand in ihren Bus. Ich lief kurz theatralisch neben ihn her bis zur ersten Straßenlaterne, die ich umarmte und mich um sie herum zu drehen versuchte, wie Gene Kelly, weil ich mich genauso fühlte.
Dann war sie weg. Und natürlich war ich auf dem kurzen Grasstück in Hundescheiße getreten. Ha, ha, ha! – ohhw!
© Jens Prausnitz 2023