11.02.20

„Das ist kein Date.“ Mit diesen Worten begrüßte mich Walentyna, und gab mir dann Luftküsschen an beide Wangen. Auf meinen verdutzten Blick sagte sie: „Macht man bei uns so. Ist wie ein freundlicher Handschlag.“
„Ah, ach so.“
„Es war doch dein Vorschlag hierher zu gehen?“
„Stimmt, ja. Ich dachte … und weil ich so wenig … also eigentlich nichts von euch, also dir weiß …“
„Wollen wir vielleicht rein gehen?“
„Ja, gern.“ Ich hielt ihr die Tür auf. „Du riechst gut“, sagte ich. „Verzeihung, wenn …“
„Ist schon gut. Danke. Entspann dich.“
Walentyna trug eine Jeans. Eine ganz normale Jeans, klassisch, blau, nicht zu eng, kein Schlag, nichts, was ich nicht schon hundert Mal gesehen hätte. Aber irgendwas daran muss anders gewesen sein. Etwas ging von ihr aus. Ich weiß nicht was, aber es machte mich ganz irre. Unter ihrem Mantel trug sie einen dunkelgrünen Pullover mit Rollkragen, und beides stand ihr ausgezeichnet.
Wir setzten uns an einen Tisch vor einem Wandgemälde, Schwarz auf Orange das wohl Warschau darstellte. Ich deutete darauf und sie verdrehte die Augen.
„Warschau?“, fragte ich vorsichtshalber.
„Ja. Allerdings liegen diese Gebäude nicht alle nebeneinander.“
„Ah, okay. Ich war noch nie da.“
„Warschau ist nicht Polen“, sagte sie mit einem Schulterzucken und ich rutschte auf dem unbequemen Stuhl hin und her. Sie hätte gerne eine Suppe gehabt, die es zu ihrer Überraschung aber nicht auf der Speisekarte gab. Sie scherzte auf Polnisch mit der Bedienung darüber, wenn ich ihre Gesichtsausdrücke richtig interpretierte. Ich verstand nur etwas von zurück und Zürich-Eck, oder weiß der Geier wovon die da redeten. Aber dann fiel mein Blick zufällig wieder auf ihre Jeans. Sie rief meinen Namen, wie noch keine Hose meinen Namen gerufen hat und ich sah krampfhaft auf die Speisekarte.
Auf ihre Empfehlung probierte ich Bigos und Pierogi mit Quark und Kartoffel- sowie Sauerkraut- und Pilz-Füllung. Dazu ein Bier. Für sich selber bestellte sie Reibekuchen mit Spinat, weil ihr nicht nach Fleisch sei.
Das Bier war prima und erinnerte mich angenehm Helles aus Bayern.
„Das heißt auch so: ‚Jasne piwo‘, also helles Bier“, sagte Walentyna. „Du bist also aus Bayern, ja?“
„Auch wenn man es mir nicht anhört, ja. Aus Passau, wobei ich die längste Zeit in Vilshofen gelebt habe, schon mal gehört? Dachte ich mir. Und du? Woher kommst du?“

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