„Habe ich das richtig verstanden: Du hast mit der Frau deines besten Freundes geschlafen, ihr Zwillinge gemacht, und dann so getan, als wärst du ihr Patenonkel? Und ihr alle zusammen habt das eurem treuen Kumpel verheimlicht und ihn geghostet, der jetzt selber Vater wird.“
„So zusammengefasst klingt’s ganz schön scheiße“, gab ich zu. „Aber im Grunde stimmt das. “
„Nimm es mir bitte nicht übel, ich schätze deine Offenheit, aber das war eine ganze Menge auf einmal. Hörte sich mehr an wie eine Beichte.“
„Tut mir leid, ich glaube wir hätten vorhin nicht so viel über Jesus reden sollen. Das hat mich irgendwie dazu verleitet“, sagte ich entschuldigend und brachte sie erneut zum Lächeln. „Soll ich vielleicht zur Strafe etwas beten, oder so?“
„Das würde dir so passen, kommt gar nicht in die Tüte.“
„Bin eh theoretisch evangelisch, also zählt das wahrscheinlich sowieso nicht.“
„Ah, das erklärt so einiges.“
„Wollen wir vielleicht doch noch ins Kino? Wir könnten schauen, was im Apollo läuft. Meine Mutter ist dort manchmal mit Senioren aus dem Altersheim.“
„Du hast auch noch deine Mutter ins Altersheim abgeschoben?“
„Was? Nein, die arbeitet dort. Dabei ist sie eigentlich schon selbst in Rente und man könnte sie dort für eine Bewohnernin halten, wenn sie nicht so fit wäre. Sie verdient sich etwas dazu. Früher hat sie selber Filme vorgeführt, aber …“
„Ist ja gut, ich hatte es als Scherz gemeint. Aber ich fahre lieber nach Hause. Ich muss morgen zur Arbeit und bin noch eine halbe Stunde im Bus.“
„Darf ich dich zur Haltestelle begleiten?“
Ich durfte. Also zahlte ich für uns beide, die Bedienung wechselte noch ein paar Worte auf Polnisch mit Walentyna, und dann waren wir auf der Straße.
„Hab ich einen Fleck auf der Hose, oder wieso guckst du ständig?“, fragte sie irritiert.
„Nein, ich frag mich nur schon die ganze Zeit, was mich an deiner Jeans so fasziniert“, sagte ich und wunderte mich über mich selbst. „Sie steht dir ausgezeichnet, und … weiter nichts. Sie steht dir ausgezeichnet.“
„Ich weiß“, sagte sie und lächelte. Aber nicht aus Höflichkeit, sondern echt. Es war zwar dunkel, aber ich war mir dennoch sicher. Leider waren wir gleich am Ponttor und würden höchstens ein paar Minuten auf ihren Bus warten müssen, also gab ich ihr die in Zeitungspapier gewickelte Birdy DVD.
„Was ist das?“
„Ein Vorschlag für den Filmabend. Falls wir uns vor Donnerstag nicht mehr sehen.“
„Oh, weh, was romantisches?“
„Tschiesas, no!“