20.01.20

Ich laufe durch die Schule mit meinem Schlüsselbund, aber nicht dem der Klinik. Diesmal bin ich selber Elvis, der Hausmeister und habe seinen. Die Schule ist leer, es sind keine Schüler mehr da, alles ist leer, leer … sie sind alle ausgeflogen, aber ich wohne sogar hier. Allein wegen seiner Haartolle haben wie ihn so genannt, Musik hat er keine gemacht, so weit wir wussten. Auf einer Bühne hätte er sich gut gemacht. Träumte ich von mir als ihm, weil ich das Trommeln selbst an den Nagel gehängt hatte, oder was soll das bedeuten?
Als Elvis das Dunkel des B-Baus zu betreten macht jetzt, da ich es endlich tue, weniger Angst, als ich bis eben dachte. Dennoch bleibt die für Träume typische Akzeptanz, dass sich das Gebäude spontan anders zusammensetzt, als man es aus der Wirklichkeit kennt. Zu oft lösen sie Wände und Gänge auf, führen in Sackgassen, oder gehen nahtlos in Straßen anderswo über. Im Wachzustand würde uns das in Panik versetzen, im Traum nimmt man es hin und macht einfach weiter. Manchmal wünschte ich mir das auch im Alltag, wenn der Frust über unvorhersehbare Wendungen an einem abperlen würde, wie Wasser an einem Stück kalter Butter. Nur ohne gerade auf der Flucht vor einem Monster zu sein, versteht sich.
Was mache ich als Elvis hier? Da kommen schmatzende Geräusche aus dem Kellergeschoss und ich will da auf keinen Fall hin. Da war ich doch erst neulich Nacht. Aber ich war unten, am anderen Ende des Kellers, und über mir hätte dort … was … ach, natürlich! Die Hausmeisterwohnung! Da war die Hausmeisterwohnung – jetzt ergab mein Identitätswechsel etwas mehr Sinn. Glaube ich.
Aber die Technik funktioniert tatsächlich, also den Traum wie in der Gegenwart aufzuschreiben, noch einmal zu erleben, als geschehe er jetzt gerade. Nur was habe ich am B-Bau gefressen? Den habe ich mehr als Durchgang in Erinnerung, obwohl wir zwei Jahre dort verbracht haben. Hier schieden sich die Geister. Na prima, eine Steilvorlage für den nächstem Albtraum. Nein, ich meinte etwas anderes damit, weil … hier endete die Schulpflicht! Nach der neunten konnte man mit einem Hauptschulabschluss der Schule für immer Lebewohl sagen. Da war man noch nicht einmal volljährig, aber mit etwas fertig. Gut, es wäre als Lehrling noch die Berufsschule gefolgt, aber das war wie ein Notausgang, das Erreichen eines Wendepunktes. Nur fühlte man das in dem Gebäude nicht, dabei steckte es in seinen Mauern. Der B-Bau war einmal das ganze Gymnasium gewesen, sein Zentrum. Alles andere drumherum waren dann Neubauten. Mit ihnen zusammen wurde es zu dieser Zwischenexistenz, nicht Fleisch, nicht Fisch, die Gemüsebeilage. Schimmelig, wie die Schulbücher im Keller.
Und kamen nicht danach auch die Schüler vom Kloster zu uns? Dort konnte man bis zur mittleren Reife zur Schule gehen, wollte man das Abitur machen, kamen sie zu uns. War das in der zehnten oder der elften? Ich weiß es nicht mehr. Wahrscheinlich letzteres. Ein letzter Wechsel der Zündkerzen, wie bei den Mofas, die wir fuhren und uns älter fühlten, als wir waren. Endlich wohin fahren können, nur ohne ein wirkliches wohin zu haben. Wir waren ja noch nirgendwo gewesen, also fuhren wir in Kreisen um und über die Dörfer.

Schreibe einen Kommentar

Schön, dass Sie kommentieren wollen, herzlich Willkommen! Vorher müssen Sie allerdings noch der Datenschutzerklärung zustimmen, sonst geht da nix. Danach speichert die Webseite Ihren Namen (muss gar nicht der sein, der in Ihrem Ausweis steht), Ihre E-Mail Adresse (egal ob echt oder erfunden), sowie Ihre IP-Adresse (egal ob echt oder verschleiert - ich hab keine Ahnung, ob Sie von Zuhause oder aus einem Internet-Café schreiben). Anders ist es mir nicht möglich zu gewährleisten, dass Sie hier kommentieren können, worüber ich mich sehr freue - denn es ist sehr frustrierend mit den mich sonst erreichenden, meist verwirrenden bis sinnfreien Werbebotschaften allein gelassen zu werden. Vielen Dank dafür, dass Sie da sind!

Noch ein kleiner Hinweis: Kommentieren Sie zum ersten Mal, erscheint Ihr Kommentar erst nach einer Prüfung des Inhalts, einzig um Spam von der Seite fern zu halten, in der Regel dauert das nicht länger als 24 Stunden - dabei handelt es sich nicht um Zensur, sondern um das limitierte Zeitfenster der berufstätigen Person hinter diesem Blog, die Ihnen den ganzen Krempel gratis zur Verfügung stellt. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit, und auf zur Checkbox.