„Es ist aber besser, es zu wissen. Ich forsche da weiter. Ich hab schon eine Folgeadresse in Freiburg angeschrieben, die wohl mehr weiß, und außerdem ein Buch, das mir von dem Sachbearbeiter empfohlen wurde. Danach gucke ich mal in der Bibliothek. Dann haben wir darüber Gewissheit.“
„Und was fange ich jetzt damit an?“
„Wir, Mama. Es geht um uns, nicht mehr um ihn.“
Wir nippten schweigend an unseren Getränken.
„Ich komm nach der Nachtschicht auch mal früher ins Altersheim. Versprochen.“
Mama lächelte. „Stehen dir richtig gut, die kurzen Haare.“
„Und der Herr sprach: Es werde licht auf deinem Kopfe! Und so geschah es.“
„Kindskopf!“ Mutter lachte.
„Oh, ich hab ganz vergessen zu erzählen, dass Vilshofen jetzt einen roten Bürgermeister hat. Von der SPD.“
„Du scherzt.“
„Nein. Und vergleichsweise jung ist er auch noch.“
„Das glaub ich dir nicht.“
„Doch, im Ernst. Und der Pfarrer Schlichting ist tot, aber sie haben eine Straße nach ihm benannt.“
„Kein Kino?“, fragte sie mit einem Hauch Enttäuschung in der Stimme.
„Das hab ich auch gesagt!“
Danach haben wir – Oh scheiße, ich dachte ich schaffe es noch in den Waschsalon vor der Arbeit. Wieder mal die Zeit aus den Augen verloren. Na dann halt nach der Schicht.
Daraus wird heute nichts. Daniel hat mich eben angerufen. Neil ist tot.
© Jens Prausnitz 2023