Im Waschsalon habe ich meinen Klamottenberg getrennt und aus dem Augenwinkel beobachtet, wie mein Nebenmann alles achtlos zusammen in die Maschine gesteckt hat. Mutig. Aber dann drehte er den Temperaturknopf auf 60 Grad. Das musste doch ein Irrtum sein. Darauf angesprochen seufzte er nur.
„Klamotten, die das nicht aushalten, sortiere ich sowieso aus. Auf die Etiketten kann man sich eh nicht verlassen, und ich will mir die auch gar nicht erst durchlesen. Ist eh gelogen. Was übrig bleibt ist unkaputtbar, und ist vermutlich aus qualitativ okayer Baumwolle.“
„Ach, dann ist das mehr wie ein Test?“
„Wenn man so will. Kippe?“
„Ja, gern.“
„Nein, ich meine: hast du eine für mich?“
Ich nickte, beendete hastig mein Sortierwerk, startete meine Maschinen und ging zu Mister 60 Grad nach draußen, wo es feucht und kühl war, aber nicht unangenehm. Wir rauchten.
„Ist das nicht Verschwendung?“
„Nein, Widerstand. Oder glaubst du etwa ich kaufe ständig neues Zeug? Ich habe vergessen wann ich zuletzt was gekauft habe, das da drin hält ja.“
Das leuchtete mir ein. „Die halten wahrscheinlich genauso lang wenn man sie trennt.“
„Die Zeit habe ich nicht. Das geht doch so viel flotter.“
„Und wenn was abfärbt?“
„Tut es früher oder später sowieso. Die Entropie hältst du auch mit Wäschetrennung nicht auf.“
„Oha, Wissenschaftler?“
„Gott bewahre, nein. Ingenieur. Du?“
„Kinderkrankenpfleger.“
Wir gaben einander die Hand und drückten unsere Zigaretten aus.
„Tut mir leid. Ich kann auf der Arbeit Blut sehen, Spritzen und all das, aber nicht wie Bunt- und Weißwäsche gemischt wird.“
„Bisschen rassistisch, findest du nicht?“
„Was?“
„Andererseits kein Wunder“, sagte er und lächelte. „Jahrzehntelang mit Werbung für Kochwäsche aufwachsen hat eben Nebenwirkungen. Ganze Grenzzäune aus weißer Wäsche haben sich durch das Land gezogen, erinnerst du dich?“
„Stimmt. Ich hab’s gleich wieder vor Augen“, bestätigte ich. „Aber ging es dabei nicht um die Ergiebigkeit?“