Irre. Eine Studie zu Ischgl hat herausgefunden, dass über 40% der Einwohner dort Antikörper gegen das Virus im Blut haben. Weltweiter Rekord. Ich hätte ja zu gerne gesehen, wie die österreichische Expertenregierung vor den Türkisen mit der Corona-Entwicklung umgegangen wäre. Stattdessen hat es halt das Buberl krachend an die Wand gefahren, und die Welt wird es ihm sicher danken.
Mit Walentyna telefoniert. Der erste Wahlgang der Präsidentschaftswahlen in Polen gestern brachte wohl wie erwartet keine absolute Mehrheit für einen der Kandidaten, es geht also in die Stichwahl. Walentyna wünscht sich den Warschauer Bürgermeister, es wird aber wohl ein Kopf an Kopf Rennen mit dem Amtsinhaber.
Ich hab so keinen Bock auf Nachtschicht morgen, aber es ist mir ein Trost, dass sie morgen vorbei kommt und hier übernachten wird, während ich in der Arbeit bin. Wahrscheinlich wird sie sich Picknick ansehen, wenn ich an der Klinik die Schlüsselrunde drehe. Bin sehr gespannt, was sie davon halten wird.
Dieses Schlussbild … Miranda nimmt uns nicht mit, wo sie hingeht. Es ist ihre Privatsache, geht uns nichts an. Eigentlich ganz richtig so. Wir haben kein Recht darauf zu erfahren, wo sie hingeht, oder mit wem. Wer ihr folgt, geht freiwillig mit. Niemand zwingt Edith dazu sie zu begleiten. Sie wollte mitkommen, war dabei, und ändert dann ihre Meinung, und niemand stört sich daran. Das ist merkwürdig befriedigend und richtig so. Wäre da nicht ihr Schrei. Sie schreit stellvertretend für uns, weil wir selber wissen wollen, was mit den Mädchen passiert. Alle reden um den Brei herum, mit diesem unheimlichen Satz: „She is quite intact.“ Verhüte, wer Handschuhe, Schuhe, Strümpfe und Korsetts ablegt. Was da alles passieren kann. Barfüßig den Fels unter sich spüren … die Gehwegplatten vor der Agip-Tankstelle mit Nadine, in der Wiese mir Walentyna sitzen, nackig und stumm, unseren Kleidern ohne uns darin beim Trocknen zusehend.
© Jens Prausnitz 2023