27.05.20

An der Überforderung mit starken Frauen ist schon was dran. Nicht nur bei mir. Im Vergleich zu manch anderen meiner Geschlechtsgenossen bin ich ja geradezu emanzipiert. Da verzweifeln ja bereits welche an Kindern wie Greta: Die stets sichtbare und dennoch kontrollierte Wut von ihr ist glaube ich etwas, woran sich mehr Männer stoßen als an ihrer Position. Alles an ihr ist unerhört: eine gute Schülerin, streikt, löst damit eine weltweite Bewegung aus, beendet trotzdem die Schule und hat danach einen besser dotierten Job als 99% ihrer Kritiker. Weil sie an etwas glaubt und nicht um den heißen Brei herumredet. Das Engagement für etwas sich in Bezahlung niederschlägt, verletzt so viele Egos, verunsichert verunsicherte Männer noch mehr. Jede Verschwörungstheorie um sie und den Klimawandel herum ist leichter zu akzeptieren, als sich von einer schwedischen Schülerin die eigene Hilf- und Tatenlosigkeit vorführen zu lassen.
Außerdem würde ich gerne noch einmal mit meinem Opa reden können. Vielleicht tut es auch ein Besuch im Altersheim, wenn man wieder hin darf.

In den Nachrichten ist was zu den gewalttätigen Protesten in Minneapolis zum Tod von George Floyd. Ist das nicht die Stadt, aus der Prince stammt? Daniel wüsste das. Was mir daran ein bisschen sauer aufstößt ist, dass es uns so leicht fällt den Rassismus der anderen zu kritisieren. Als hätten wir das je hinter uns gelassen. Toll, dass da jetzt auf die Straße gegangen wird, aber wo waren die denn bitte alle nach Hanau? Warum kenne ich deren Namen nicht, dafür jetzt aber diesen einen aus Amerika? Die Liste ist so lang, und wir belassen es wie damals lieber bei den Städtenamen: Dachau, Buchenwald, Bergen- Belsen, Sachsenhausen … wahrscheinlich ist es gar nicht so verkehrt ihre Namen zu lernen. George Floyd geht einem leichter über die Lippen, als Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Hamza Kurtović, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und die Sinti oder Roma? Kaloyan Velkov, Vili Viorel Păun und Mercedes Kierpacz. Männer sind Rom und Frauen Romni. Das hätte ich bis eben auch nicht gewusst. Andererseits haben wir kein Problem mit dem Namen Walter Lübcke, aber in den Mund nehmen wir die Namen der Opfer trotzdem nicht. Warum ist das so? Weil man dann den Schmerz an sich heranlassen müsste?
Oder was ist mit denen, die im Mittelmeer ertrinken? Wieso bleiben die namenlos?
Außerdem haben wir doch unser eigenes Rassismus-Problem und unsere eigene kritikwürdige Polizeigewalt. Irgendwas mit Uri war’s … Uri Geller? Nein, Oury Jalloh! Noch ein Name, den ich nicht parat habe. Beim Googlen noch über Amed Amed gestolpert, noch so ein Feueropfer. Alles nur die Suchergebnisse der ersten Seite. Zufälle, Einzelfälle, Wiederholungstäter. Wieso fällt uns nur das wegsehen so leicht?

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