26.06.20

Ob uns vielleicht gerade auch jemand beobachtete? Es war mir dermaßen egal, und der Witz seiner Pointe immer näher. Meine Hände umkreisten einander auf ihrem Rücken wie herumtollende Pferde die Weide, an der wir eben noch vorbeigelaufen waren.
„Als die Gruppe vorbei ist, atmen die beiden auf und der Pfarrer fragt den Rabbi: ‚Wieso hast du dir eigentlich die Hände vor’s Gesicht gehalten?‘“
Ich hielt es nicht mehr länger aus, beugte mich ein wenig vor und unsere Münder fanden einander. Wir verloren sofort das Gleichgewicht, stürzten ins Gras und rollten halb in den Bach, aber es war unseren aufgeheizten Körpern egal.
Ich schob ihr Kleid nach oben, murmelte was von „damit es nicht naß wird“ und spürte kühles Wasser an meinen Knien.
„Was machst du da unten?“, wollte Walentyna wissen.
„Ich …“ konnte ihr in dem Moment nicht sagen, dass mir war, als läge ich auf dem Permanent Waves Cover zu ihren Füßen, aber ich würde das bei Gelegenheit nachholen. „Ich lese. Ich lese dich wie ein aufgeklapptes Buch.“
„Kannst du vielleicht einen Finger zu Hilfe nehmen, damit ich weiß in welcher Zeile du gerade … oooh. Kannst du die Stelle bitte nochmal vorlesen?“
„Lauter oder leiser?“
„Beides“, raunte sie. „Und feuchter …“
„Mmmh“, machte ich, und sie drückte ihr Becken gegen meinen Kiefer, dass mir beinahe das Lesezeichen verrutschte.
Nach einer Weile rollten wir herum, worüber sich vor allem meine Knie freuten, dafür klebte jetzt mein Hintern im Ufermatsch. Ihr Kleid zog sich Walentyna geschickt über den Kopf und warf es im hohen Bogen auf die Wiese, dann knöpfte sie mir dann das Hemd auf, ehe wir Haut auf Haut in immer lauteres Keuchen übergingen. Irgendwo da verlor ich zunehmend den Überblick und wollte gerade etwas sagen, als sie mir das Zauberwort ins Ohr flüsterte, und wir uns zu gemeinsamen Höhepunkten vorarbeiteten.

Ich würde gerne schreiben, dass wir danach noch lange in der Böschung lagen, aber dagegen hatten erstens die Ameisen etwas einzuwenden, die bereits dabei waren eine mehrspurige Straße zwischen uns anzulegen, und zweitens kam gerade eine Gruppe Spaziergänger den Weg entlang.
Zu meiner Überraschung richtete sich Walentyna auf, hielt sich beide Hände vors Gesicht und wackelte wild mit ihren Sachen.
„Was für eine Unverschämtheit!“, rief eine empörte Stimme, die mir keine andere Wahl ließ, als es ihr gleich zu tun; also sprang ich auf und nieder, hoch und runter, und ließ dabei die Hüfte kreisen, dass er mir herumeumelte wie eine verrückt gewordene Kompassnadel.
Ich hörte Kinderstimmen kichern, Erwachsene fluchen und dann viele Füße die übereinander stolperten schleunigst das Weite suchen.
Als wir nur noch leise den Bach plätschern hörten, lagen wir einander in den Armen und lachten.

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