„Dafür gibt’s bei uns einen Fahneneid, dabei wird auch die Nationalhymne gesungen.“
„Die hatten wir bei uns auch, sogar zusätzlich die Bayrische.“ „Bayern hat eine eigene Hymne?“
„Ja, aber Resi, i hol di mit mei’m Traktor ab ist es nicht.“
„Hol du mich erstmal ein.“ Sie lief durch eine Öffnung im Zaun auf eine Lichtung und ich holte sie erst an einem Bach im Schatten eines Baumes wieder ein.
„Können wir hier einen Moment Pause machen?“
„Der Friedhof ist da drüben“, sagte sie und deutete irgendwo hinter mich. So aus der Puste hob sich ihre Brust unter dem Hemd, und mir wurde ganz anders.
Walentyna machte einen Schritt auf mich zu, und als ich zurückweichen wollte, packte sie mich an den Handgelenken. „Jetzt beruhig dich doch mal.“
„Himmelherschaftszeiten, ich will dich nicht anstecken, falls …“ „Hast du immer brav deine Maske getragen?“
Ich nickte. „Ja, aber …“
„Nix aber. Ich auch, also ist die Wahrscheinlichkeit gering.“ „Aber nicht Null.“
Sie schüttelte den Kopf. „Die ist doch nie Null, wir könnten auch was anderes haben, womit wir einander anstecken. Also lass mal sehen.“
„Was sehen?“, fragte ich irritiert.
„Setz dir halt die Maske wieder auf und bedecke dein Gesicht, wie der Rabbi in dem Witz, aber mach dich unten rum locker.“
„Was für ein Witz?“
„Kennst du den nicht? Ein Rabbi und ein katholischer Pfarrer sind an einem heißen Sommertag spazieren, schwitzen fürchterlich und wollen sich in einem See abkühlen.“ Walentyna trat noch näher an mich heran, sah mir in die Augen, und ich merkte, dass sie meine Hose aufknöpfte. „Da sie keine Badesachen dabei haben, baden sie halt ohne.“ Meine Hose rumpelte zusammen mit dem Gürtel runter auf die Turnschuhe.
„Und dann?“ Ich schluckte und wünschte, der Witz wäre nie zu Ende.
„Dann kam eine Gruppe Wanderer vorbei.“
„Hmmm“, machte ich, und jetzt zog sie mit einer Hand meine, und mit der anderen ihre eigene Unterwäsche zu den Knöcheln, in meinem Kopf blitze kurz das Wort Fahnenstange auf.
„Die beiden konnten aber nicht mehr ans Ufer, also hält sich der katholische Pfarrer seine Hände vor die Genitalien – in etwa so –, und der Rabbi vor’s Gesicht.“