„Oho, jetzt wird’s aber mit jeder Stunde ernster hier. Der Herr möchte mich seiner Frau Mutter vorstellen.“
„Unbedingt, ja“, sagte ich, hielt sie an und wendete mich ihr zu. „Mach mir jetzt ja keinen Antrag.“
„Was? Ich habe nicht vor zu heiraten.“
„Das wird meiner Oma schwer zu vermitteln sein.“
„Meiner Mutter auch, obwohl sie es war, die sich scheiden lassen wollte, und danach nie wieder geheiratet hat.“
„Sie wird mir auch immer sympathischer, das kann ich dir sagen“, meinte Walentyna. „Können wir trotzdem noch damit warten?“
„Was ich dir eigentlich nur sagen wollte“, begann ich und verschluckte mich fast. „Ich liebe dich.“
„Wiem.“
„Was?“ Ich war verdutzt. „War das …“
Sie ahmte die Stimme aus der Sendung mit der Maus nach: „Das war Polnisch.“
„Und was soll das bedeuten?“
„Das lernst du schon noch, mein Lieber“, sagte sie, zerrte mich an der Hand weiter, und ich war nur zu willig ihr überallhin zu folgen.
Es war schon beinahe dunkel, als wir zu ihrer Wohnung zurück kamen. Ich blieb über Nacht. Zum ersten Mal. Das machte etwas mit mir. Vor allem weil ich in einem unbeobachteten Moment auch etwas in ihrer Wohnung deponieren wollte. Was ich mir lange überlegt habe. Eine eigene Zahnbürste hatte ich natürlich auch dabei, aber mehr als Ablenkungsmanöver, als sei mir nichts originelleres eingefallen.
Beim Frühstück sahen wir aus dem offenen Fenster zur Kirche, die nicht am Bimmeln waren, wie jene, die ich aus Vilshofen gewohnt war.
„Ich geh da fast jeden Monat einmal hin“, sagte Walentyna, und ich verschluckte mich fast.
„Bist du etwa evangelisch?“
„Nein, aber auch nicht sonderlich gläubig. Es ist wegen des Repair Cafés das sie einmal im Monat dort drüben haben. Da habe ich mir letztes Wochenende meinen alten Walkman reparieren lassen.“
„Etwa um meine Kassette anhören zu können?“
„Ich habe auch eigene alte von früher gefunden.“ Sie lächelte unwiderstehlich. „Jedenfalls habe ich da drüben einige Geräte wieder zum Laufen bekommen, nicht nur eigene. Manchmal nehme ich lieb gewonnene Geräte der Altenheimbewohner mit, die sie nicht durch neue ersetzen wollen, weil sie so daran hängen. Damit gehe ich dann rüber. Aber an dem Walkman hängen so viele Erinnerungen …“