23.06.20

Sichtbar muss die Beeinträchtigung sein. Und selten. Dann mögen wir sie nicht. Vielfalt ist unerwünscht, dabei ist das wie Auslandserfahrung sammeln, ohne dorthin fahren zu müssen.
Nicht die sozialen Medien sind der Ort, wo sich Meinungsblasen bilden, sondern nur ein weiterer wo sie reproduziert werden. Die Segregation fängt schon vorher an. Eigentlich schon im Kindergarten, und das wohlgemerkt in beide Richtungen. Kindern mit Behinderung begegnet man dort genauso wenig, wie solche die da schon seit Jahren Kindermädchen haben. Reiche kommen mit unsereins erst gar nicht in Berührung. Bad Kissingen lässt wieder grüßen.
Verarscht worden sind wir alle. Systemisch macht es keinerlei Unterschied, ob man an der Haupt-, der Realschule oder dem Gymnasium gebrochen wird. Bei den einen dauert es halt länger, bis das Rückgrat bricht. In der Grundschule wie im Kindergarten können noch alle Disziplinen am gleichen Ort stattfinden. In der weiterführenden Schule üben wir Verbliebenen dann überall das gleiche Verhalten ein: sitzen. Plötzlich wird alles ohne ersichtlichen Grund getrennt, und man rennt durch ein Gebäude in einen anderen Raum, um dort etwas zu tun, was man genauso gut im ersten Raum hätte tun können. Wir lernen etwas hinterher zu rennen, um dann wieder zu sitzen und zuzuhören. Und bevor wir das begriffen haben, lernen wir es zu vertagen, um dann beinahe wieder von vorne anfangen zu müssen, oder es in der Zwischenzeit alleine zu Hause gelernt zu haben. Dann natürlich mit dem Ergebnis, dass man sich langweilend in der Klasse sitzt.
Die Fächer wechseln nur, damit man ja bei jedem einen Hebel findet, der bei ihm oder ihr funktioniert. Jeder muss den Druck spüren, die einen in Mathe, die anderen in Sport, jeder muss sich irgendwo als Versager fühlen. Wenn nicht in den Fächern, dann eben sozial. Denn obendrauf kommt der Gruppendruck. Willst du in der Klasse sein, oder in die bessere Parallelklasse wechseln? Was macht die besser? Der Notendurchschnitt? Zur Not lernen wir Kriterien zu erfinden, wo es keine gibt. Das Gefühl, an das man sich zu gewöhnen hat ist ungenügend zu sein, man ist nie gut genug. Das gilt es zu verinnerlichen, die eigene Austauschbarkeit, und dass es immer irgendwo jemanden gibt, der besser ist, als man selbst. Immer ist einem jemand voraus, eine Bankreihe, eine Klasse, eine Schule. Gefördert wird der Durchschnitt. Und die Angst vor den anderen.

Dann hängt man auch „versehentlich“ im Suff eine Hakenkreuzflagge aus dem Fenster, und die Polizei kann keine rechte Gesinnung feststellen. Wer die Flagge trägt, kann sie ja auch selbst gar nicht mehr sehen, man steht ja sprichwörtlich drunter. Dann sieht man auch nicht mehr, in wessen Wind sie sich gerade dreht.

Ob Aktion „Enkeltrick“ schon Erfolge vorweisen kann? Ich werde es nicht vorab erfahren, aber die Wirtin war trotzdem sehr nett am Telefon, als ich sie gebeten habe eine eventuelle Buchung aus Bayern vom Schliersee anzunehmen, die sich mit einem Gewinn-Code melden würden: Feuer 1635. Na ja, die Zimmer waren schon voll bezahlt waren, also konnte ich ihr erzählen, was ich wollte, solange sie nicht die Namen herausrücken musste, wegen Datenschutz und so. Das müsste ich schon selber vor Ort machen.

© Jens Prausnitz 2023

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