23.06.20

„Erst hod er no gmeint, dass des ned des seibe sei, aber dann woidst du wissn, wieso es dann so hoast, und dann hod er erstamoi nix mehr gsogt. Aber mia drei waren die Helden. Danach san mir in der Pause zamm gstandn, und von da an jeden Tog.“
„Er hat uns recht gegeben, oder? Gesagt, dass er sich geirrt hat, oder so was in der Art.“
„Ko schon sei, daran erinner i mi nimma. Aber jetzt dads mi fei scho interessiern.“
„Ob er wohl Lehrer geblieben ist?“
„I hoffs. Weil so oan wie eam hom mir nia wieda ghobt.“
„Aber auch immer mal wieder Schüler für ein halbes, oder ganzes Schuljahr.“
„Stimmt. Die hams a ned leicht ghobt mit uns.“ Lukas trötete wiederholt in ein Taschentuch. „I glaub weil mir uns dran gwöhnt hom, dass’d Klass so bleibt, wias is. Mia ham ja a wenig Kontakt in’d Parallelklassn ghobd. Nur wannst mit wem vo dort ausm gleich Ort, oder mit eana zam aufd Grundschui ganga bist.“
„Dabei saßen die nur ein Zimmer weiter …“, sinnierte ich. „Ich frag mich, wie sich das heute erst für Migranten bei uns anfühlen muss.“
„Des wissma doch. Mia drei hom doch alle selber Migrationshintergrund, Johann“, sagte Lukas. „I bi aus Eging, du aus Passau und der Daniel aus Minga – koana vo uns is a echter Vilshofener.“
„Jetzt übertreibst du es aber.“
„Na, dua i ned. Hier untn is doch scho des nächste Dorf a andre Wöid. Und wann’s nur die Buttergrenze is, wo man se ned einigen ko, ob’s den, das oder der Butter hoaßt.“
„Wann ma’d Schui mitrechnet, bin i’s sogar zwoamoi Migrant.“
„Was meinst du mit die Schule mitrechnen?“, sprach ich aus, was mir auf der Zunge lag.
„Des i ned immer auf’m Gymnasium woa? Host des scho wieder vergessn?“
„Weil du sitzen geblieben bist?“ Ich konnte ihm nicht folgen.
„I bin sitzn bliebm, weil i eigentlich zruck an’d Hauptschui wollt“, erklärte Lukas. „Da war mei oanziger Freind, und mia ham uns zwar noch a weile gseng, aber dann hod er andere gfunden, und i hoid ned. Erst mit eich a Joahr später.“
„Das hatte ich vergessen, tut mir leid.“
„Ned zum erstn moi.“ Lukas’ Stimme klang belegt, und nicht wegen der Erkältung. „Woast, im ersten Joahr am Gym hob i ja no ned in Vilshofen g’wohnt. Der Bus nach Eging is aber vor der Hauptschui abgfoarn. I muast jeden Tag dort hi laffa und hob gschaud, ob i eam sig. Genauso wenn mia beim Sport zur Dreifachturnhalle san, da hob i imma zufällig umme gschaud.“
„Trotzdem ist das doch was anderes, als die Hautfarbe.“

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