22.05.20

„Und was, wenn es gar nicht die Katze ist, die die Menschen kontrolliert, sondern Toxoplasma durch die Katze?“
„Das halte ich für ein Alibi, das sich die Katzen haben einfallen lassen. Ein falsche Fährte, ein roter Hering. Falls sie doch irgendwann jemand vor Gericht stellen sollte. Nein, Katzen kontrollieren die Menschheit und die Erzählung. Das ist die einzige Weltverschwörung, an die ich zu glauben gewillt bin.“
Es war so wundervoll neben ihr her zu laufen, ihr grunzendes, lautes Lachen wärmte mein Herz mehr als die Sonne, die auch schon ziemlich knallte.
Bei mir zu Hause angekommen, konnte ich mir die Frage nicht länger verkneifen, obwohl sie vor Klischees triefte: „Magst du nicht noch mit raufkommen?“ Aber sie schüttelte den Kopf. „Warum denn nicht? Da steckt doch ein Ja in Johann.“
„Ein Oha aber auch“, erwiderte Walentyna, unterstrichen von ihren frechen Grinsen. „Heute nicht. Räum du erstmal wieder deine Bücher ins Regal.“
Auf dem Sofa sitzend starrte ich den kalten Tee und das unangetastete Kuchenstück daneben an. Das sah falsch aus, und ich weiß nicht, was daran ich nicht verstand, aber irgendetwas war da noch. Und es war nicht die Saftigkeit des Kuchens, die hier das Geheimnis war, dafür reichte es den warmen Kuchen vor dem Auftragen der Glasur oben mit einer Kabel zu perforieren. Ich hätte Mutter trotzdem nicht danach fragen sollen.
Ich nahm den Teebecher in die Hand. War der Tee verdunstet, oder hatte sie doch ein paar Schlucke getrunken? Ob er so schmeckte wie ihre Küsse? Nein, eindeutig nein.
Da steckt ein Ja in Johann – wo kam denn dieser Spruch her? Ich erkenne mich selbst kaum wieder.

E-Mails mit Geburtstagsgrüßen, aber nichts auf dem Anrufbeantworter. Hab ja auch vergessen das Telefon wieder einzustöpseln. Na, dann kann das jetzt sicher noch bis morgen warten.
Daniel hat uns schon wie versprochen den ersten Track zugeschickt, aus den Midi-Signalen meines E-Kits ist etwas geworden, das ich erst gar nicht mit mir in Verbindung bringen konnte. Das klang richtig gut, sogar natürlich … aber ich merkte trotzdem, das Daniel hier und da ein wenig nachgeholfen hat, damit ich im Tempo bleibe. Lukas hat seiner Begeisterung auch schon kund getan und wartet auf die Lyrics von mir. Ich traue mich aber noch nicht so recht aus dem Notizbuch heraus. Lange werde ich ihn nicht hinhalten können.
Schon merkwürdig, wenn ich so drüber nachdenke. Jetzt, wo wir getrennt voneinander zusammen spielen, geht’s plötzlich. Als wären wir uns früher nur selbst im Weg gestanden.

© Jens Prausnitz 2023

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