Was könnte wohl der Kleber, der die Bruchstellen in einer Familie wieder kittet? Kann eigentlich nur Liebe sein, wenn sie nicht so tut, als sei ja nichts gewesen.
„Wieso hast du eigentlich George R.R. Martin versteckt?“, riß mich Walentyna aus meinen Gedanken.
„Weil so viele Game of Thrones als sexistisch sehen, und ich dachte …“
„Vielleicht sollten die erstmal die Bücher lesen, als sich allein an der Verfilmung zu orientieren.“ Walentyna rollte mit den Augen. „Seine Haviland Tuf Geschichten mag ich sowieso mehr.“
„Die was?“
„Er hat’s echt mit komischen Namen. Planetenwanderer, da geht’s um Geoengineering, sehr spannend. Außerdem kommen Katzen darin vor.“
„Hast du Haustiere?“
„Nein, du?“
„War doch keins in der Wohnung.“
„Vielleicht nur unsichtbar, wie bei Murakami.“
Ich schüttelte den Kopf. „Nein, keine Haustiere. Weder unsichtbar noch beim Nachbar vor dir versteckt. Aber ich hätte früher gerne ein Haustier gehabt, nur nicht an der Straße, wo wir gewohnt haben. Und du?“
„Die wäre mir zu viel allein. Aber ich hätte den perfekten Namen für sie: Blofeld.“
„Wie den Bond-Bösewicht?“, fragte ich ungläubig.
„Die Katze ist der Bonds-Bösewicht! Immer gewesen. Es ging nie um den sie streichelnden Menschen, sondern um das Katzengehirn dahinter. Wieso sollte die Kamera sonst immer die Katze zeigen? Das ist kein Zufall, das ist gewollt! Ein großes Missverständnis. Katzen streben immer die Weltherrschaft an, gemächlich, unverdächtig, ein Mensch nach dem anderen. Systematisch werden sie umgarnt, vollgehaart, angeschnurrt, bis sie einen plötzlich regelmäßig füttern, nachts raus- und reinlassen, und brav das Katzenklo sauber machen. Die Katze wirkt nur so, als würde sie nichts tun, aber du hast den Eindruck, das alles, was du selber machst, dein eigener Wille wäre. Pustekuchen!“
„Trotzdem besser als ein Hund, der einen anhimmelt. Das wäre mir irgendwie unangenehm. Ich will von niemandem als Alphatier oder Führer wahrgenommen werden.“
„Keine Hunde, kein Anführer. Sehe ich auch so.“