21.06.20

„Normalerweise balanciere ich ja auf den Armlehnen, aber ich hab heute meine Tage gekriegt und wollte dich nicht versehentlich einfärben.“
„Marsellus hat mich bluten lassen“, sagte ich kleinlaut.
Fabienne zog ungläubig eine Augenbraue nach oben. „Kann vorkommen“, sagte sie, und als ich nicht reagierte: „Ich meine, kanns’ vorkommen und im Laden bezahlen?“
Während sie hinter mir begann den Kunstrasen abzusaugen, trollte ich mich an die Kasse, um bei „Winston“ zu bezahlen. Der Diodato Classic machte 50 EUR, die zirkusreife Kunstturnaufführung im Freien weitere 20 (der Saft ging auf’s Haus). Ich ließ Fabienne trotzdem einen Zehner Trinkgeld da.
„Mit Empfehlung des Hauses“, sagte Winston und ich war jetzt mehr als bereit für mein polnisches Rendezvous.

Schwester Anita hatte aber selbst Neuigkeiten. Ich sah’s ihr an der Nasenspitze an. Sie muss was herausgefunden haben. „Hast du etwa Daniel’s Mutter gefunden?“ Sie nickte. „Verrate mir bitte, wie du dahinter gekommen bist!“ Man konnte Anita ansehen, dass sie sich von der Aufforderung geschmeichelt fühlte, denn ich hatte wirklich keine Ahnung, wie sie es angestellt hatte.
„Du hattest doch geschrieben, dass Daniel ursprünglich aus München kam. Also habe ich einfach mit der Annahme gespielt, dass sie vielleicht dahin zurück gegangen ist. Dass sie dort noch jemanden von früher kennt, so etwas wie ein soziales Netz, ja vielleicht sogar Familie.“
„Stimmt, da hätte ich auch drauf kommen können. Und sie hat dort Familie?“
Anita nickte. „Aber da musste ich erstmal hinkommen. München hat über eine Million Einwohner, das musst du erstmal eingrenzen. Dann fiel mir ein, dass Daniel evangelisch ist, und ich nahm einfach mal an, dass das von mütterlicher Seite kam. Mit etwas Glück ist er dort auch getauft worden, und dann steht das in einem Kirchenbuch von 1971. Das grenzte es doch schon wunderbar ein, oder nicht?“
„Aber er ist ein Jahr jünger als ich, also Jahrgang 1972.“
„Weiß ich jetzt auch, wichtiger war die Eingrenzung, sonst hätte meine Nichte nicht gewusst wonach sie suchen soll. Steht dir übrigens noch besser, als beim letzten Mal, der neue Haarschnitt.“
„Danke“, sagte ich. „Moment. Deine Nichte?“
„Na, die die Evangelische Landeskirche Bayern gehackt hat“, sagte Schwester Anita, als sein das selbsterklärend genug. „Magst du einen Schluck Wasser? Du siehst ein bisschen blass aus …“
„Ja bitte“, krächzte ich.

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