„Es hat Windmühlen in Griechenland?“, fragte Dennis.
„Die Erfindung ist älter als jede Solarzelle, aber deren moderne Variante verschandelt angeblich die Landschaft. Wo ist da eigentlich das Traditionsbewusstsein der Konservativen abgeblieben?“
Lukas ließ als Antwort seinen Zeigefinger über der Schläfe rotieren. „Da.“
„Was würdest du eigentlich in Vilshofen verändern?“, fragte ich ihn. „Also wenn du zum Bürgermeister gewählt wirst?“
„I würd an Stadtplatz das ganze Jahr lang autofrei machen. Und’d Vilsvorstadt bis zum Gierster, und’d Kapuzinerstrass bis zum Gericht obe.“
„Wie soll das denn gehen?“
„Na z’ Fuas. Wia beim Stadtfest a. Da is as Stadttor zua, und so schee wie dann kunts imma sei.“
„Und der Lieferverkehr?“
„Mei, des gangat a andersd. So wia’d Post a, die is ja a scho elektrisch unterwegs. Oda mit am Lastn-Radl.“
„Und die Brauerei?“
„Die dat i umsiedeln.“ Lukas verschränkte die Arme.
„Spinnst du?“
„Na, überhaupt’s ned. Hast du in der Fischerzeile gwohnt, oder i?
Nach Fisch hod’s da nia gstunga. Aber nach Maische gsiaslt. Olawail so, ois ob da wer frisch hikotzt hed.“ Lukas redete sich in Rage. „Moanst des is eps für’d Touristen? I dad da a Museum und a Kino hi macha. Oder a Theater. Die Abfüllanlag und den ganzen Verkehr dat i zur Schlachterei auffe, zum andern großen Stinker der Stadt, und dera Abwasser gleich da filtern, und ned in’d Kanalisation laffa lassn.“
„Ein Kleinstadt-Paradies“, sagte Clara. „Ich meinte Paris.“
„Genau. Wannst de Autos weiterbringst, dann wird ned nur d’Luft besser, sondern a die Kinder und Rentner gangadn wieda auf’d Straß. Des sprichts sich rum und werd a Touristenattraktion.“
„Meine Stimme hast du“, sagte Dennis. „Schad, dass du ned bei uns gmeldet bist.“
„Entschuldige, dass ich dich unterbreche“, sagte Schwester Anita. „Aber hast du herausgefunden, weshalb Frau Brant wieder aus München weggezogen ist?
„Wegen dem Terroranschlag beim Olympiazentrum, also eigentlich genauso wie damals mit Daniel nach dem Oktoberfestattentat“, antwortete ich. „Sie hat auch versucht zu erklären, dass der alte Speck selber Opfer gewesen sei, aber Daniel hat nichts davon als Entschuldigung gelten lassen. Irgendwann rückte sie dann damit raus, dass sie sich von ihrem Mann allein gelassen gefühlt hat, nachdem ihr Sohn weggelaufen war. Dass er ihn aus dem Haus getrieben hatte, kam ihm nicht eine Sekunde in den Sinn. Stattdessen fühlte er sich von ihm genauso verraten, wie als Kind von seiner eigenen Familie.“
„Das ist ja schrecklich.“