19.07.20

„Kannst du bitte damit aufhören?“, bat Frau Brant und schenkte sich noch einmal Kaffee aus der Thermoskanne nach.
„Jetzt haben wir gar nicht die Sehenswürdigkeiten besucht, wie wir es vorgehabt haben“, sagte Connie in die Stille hinein.
„Dafür hast du doch so viele Antworten auf Familienfragen bekommen“, stellte ihre Mutter fest.
„Ja, aber auf Fragen, die ich nie gestellt habe. Was ist mit Franz? Wir wollten die Spielzeugstadt besuchen.“
„Ich glaube der hat mehr Freude an der Gitarrenstunde, die ihm Daniel gerade gibt“, sagte Mario und deutete zu den Eschen, unter denen die beiden saßen.
Connie sah nicht überzeugt aus. „Ich gehe schon mal packen“, sagte sie schließlich und ging.
Frau Brant blickte entschuldigend in die Runde. „Das … ach, ich weiß nicht. Ich war früher selber so. Wenn etwas nicht nach Plan lief, dann …“ Sie verstummte.
„Macht doch nichts“, sagte meine Mutter. „Beim nächsten Mal weiß sie das bestimmt besser zu würdigen.“
„Beim nächsten …“
„Na so wie wir? ‚Man begegnet sich immer zweimal im Leben.‘ In der Art.“
„Alles bewegt sich in Kreisen“, sagte ich wieder. „Die großen, wie die kleinen Dinge.“
„Johann, wenn du gleich mit Astrologie ankommst, schrei ich“, drohte Nadja und fragte, ob noch was vom Rührei übrig geblieben wäre.
„Mir geht eine andere Formulierung nicht mehr aus dem Kopf: zur Vernunft kommen“, sagte Doris. „Da steckt schon alles drin.“
„Inwiefern?“, wollte ich wissen.
„Dass man sich selber dorthin bewegen muss. Aus eigenem Antrieb. Man kann die Vernunft nicht zu ihnen tragen.“
„Aba man kann sie zur Vernunft bringa!“, sagte Lukas stolz, zu dem alle ihren Kopf umgedreht hatten. „So wie mia alle hierher kumma san.“
Doris lächelte. „Stimmt, das hat die Entfernung erheblich verkürzt. Aber den letzten Schritt muss dann doch jeder selbst machen. Gut gekontert.“
Lukas sah sie fragend an.
„Verzeihung, die Lehrerin in mir kann mal wieder ihre Klappe nicht halten.“
„Und wie bringt man Querdenker zur Vernunft? Oder Klimaleugner?“, fragte Clara.
„Man müsste sie dazu bringen, die Vernunft zu sehen“, schlug Doris vor.
„So wie ein Windrad?“
„Dann erzählen sie dir nur was von Infraschall“, schnaubte Mario. „Und von toten Vögeln, für die sie aber bei zum Beispiel komplett verglasten Bürogebäuden nicht die Bohne interessieren. Und dann fahren sie ohne mit der Wimper zu zucken nach Holland oder Griechenland in den Urlaub und fotografieren sich vor Windmühlen.“

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