18.07.20

Frau Brant hat dann wohl noch einen Anlauf unternommen, um den alten Speck zu rehabilitieren, er hätte es als Kind schwer gehabt und so.
„Glaubst du, nur weil jemand schlechte Erfahrungen gemacht hat, gibt einem dass das Recht sich wie ein Arschloch zu verhalten?“, fragte Daniel.
„Ich habe ihm verziehen.“
„I ned“, sagte Lukas grimmig.
Meine Mutter ergriff das Wort. „Wenn man wissen will, wie ein Mann tickt, dann muss man nur gucken wie sie Auto fahren, vor allem auf der Autobahn: Halten sie sich an die Richtgeschwindigkeit? Drängeln sie auf der Überholspur? Ich kann schneller fahren als du, also musst du Platz machen? Das sind Ego-Maschinen, die sich nur um sich selbst scheren, aber nicht mitbekommen, was sich zwei Autolängen vor der eigenen Stoßstange abspielt.“
„So wie sie hinterm Steuer sind, so sind sie auch im Bett“, bestätigte Doris und Frau Brant kicherte hinter vorgehaltener Hand.
„Können sie Reißverschluss oder drängeln sie sich in jede Lücke rein?“, fuhr Mama fort. „Dann haben sie auch keine Zeit für ein Gummi und behaupten, davon würde man nicht schwanger.“
„Unseren Müttern wurde noch erzählt, dass man auf die Schuhe achtgeben müsse“, sagte Doris, „aber das mit den Autos ist gut beobachtet.“
„Wir haben nicht mal ein eigenes Auto …“, sagte Daniel. „Wir kommen mit den Öfis in Berlin aber auch überallhin.“
„Meistens“, sagte Mario.
„Und was bedeutet es, wenn einer sein Auto in der Garage stehen lässt und nur zu besonderen Anlässen heraus lässt?“, fragte Sandra.
„Das klingt schon sehr katholisch“, meinte Doris. „Gib uns mehr Informationen. Ist das Auto denn … gepflegt?“
„Des scho, er lässt den Motor immer mal wieder laufn, und beim herfahrn hod er sich an die Regeln ghaltn.“, sagte Sandra. „Aber mitfahren mog ich jetzt trotzdem nimma.“
„Da hob i mi scho drum gkümmert“, gestand Lukas. „Du muast ned bei mia mitfahrn, wannst ned mogst.“
„Besser geht’s kaum“, sagte meine Mutter. „Du achtest auf andere, nimmst sie wahr und bist für sie da.“ Sie lächelte ihn an. „Du hast dich überhaupt nicht verändert.“
„Ich habe nicht mal einen Führerschein“, sagte ich und alle lachten.

Schwester Anita lachte nicht. „Ich wünschte das hätte mir meine Mutter gesagt, als ich jünger war. Das hätte mir viel Ärger erspart.“
„Du, die Sonne geht schon auf. Ich muss mich auf die Schlüsselrunde machen“, sagte ich.
„Schon wieder? Diese Nächte vergehen wirklich wie im Flug.“ „Ich verspreche dir, dass wir morgen alles zu Ende bringen.“

© Jens Prausnitz 2023

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