„Na endlich!“, rief Schwester Anita und sprang aus ihrem Stuhl auf. „Was spannst du einen auch so lange auf die Folter!“
„Ach, und die Schwangerschaft von Clara ist für dich irgendwie nur Nebensache, oder wie?“, fragte ich schnippisch nach. „Daniel wird Großvater, stell dir das mal vor!“
Anita stutzte. „Du doch auch“, sagte sie. „Ach du Scheiße, stimmt ja“, erwiderte ich.
Der Junge verstand nicht was geschah, als wir alle aufhörten zu spielen, seine Enttäuschung stand im größtmöglichen Kontrast zur Erleichterung seiner Mutter, als plötzlich seine Oma zu schwanken anfing und kurz davor war ohnmächtig zu werden. Ihre Tochter stützte sie, dann war auch Daniel bei ihnen und packte mit an.
„Danke, wir kommen schon klar“, sagte die Tochter.
„Ihr seid miteinander verwandt?“, fragte Daniel, und sie nickte. „Dann sind wir es auch.“ Er hielt ihr die Hand hin. „Daniel. Hi.“
Seine Mutter machte ein Geräusch wie ein beinahe von einem Lastzug überfahrenes Meerschweinchen. Die Frauen wechselten einen Blick, dann zog die jüngere ihren Sohn an sich, als könne Daniel ihm irgendwie gefährlich werden.
„Ich dachte du seist tot“, sagte seine Halbschwester und erschrak dabei ein wenig vor sich selbst.
„Ich spiele auch Gitarre!“, warf der Junge ein.
„Hallo“, sagte Daniel und hielt jetzt ihm die Hand hin. „Und wie heißt du? Ich bin …“
„Daniel, hab’s schon mitgekriegt.“
„Du heißt auch Daniel?“
„Neeeinnn“, maulte der Junge und rollte mit den Augen. „Fra-anz. Ich heiß Franz.“
Daniel grinste. „Freut mich dich kennenzulernen, Franz.“
Franz nahm seine Hand und Daniel schüttelte sie.
„Was spielst du denn so?“
„Ich muss noch Noten lesen lernen. Auf einer Klassik-Klampfe.“
„Die sind auch toll.“
„Gar nicht. Elektrisch ist viel leichter, da sind die Saiten weiter unten.“